Mit dem Planwagen durch die Vogesen – von alleine wären wir wohl nicht auf die Idee gekommen, denn wir können beide weder Französisch noch haben wir auch nur die geringste Ahnung von Pferden (außer vielleicht den Tipp von Fredl Fesel: ein Pferd das hat vier Beiner, an jeder Ecken einer – drei Bein er hätt – umfallen tät ) Aber wir hatten Lust auf einen entspannten Urlaub zu zweit in dem wir auch als Paar neue Erfahrungen außerhalb unserer üblichen Routine machen können und als wir bei unserer Lappland-Reise von der Renatour-Mitarbeiterin Simone auf diese Planwagentour hingewiesen wurden, setzte sich der Gedanke fest. Da wir als alte Renatour-Hasen wissen und vertrauen, dass uns diese Reisen durchaus ein Stück aus der Komfortzone holen, dabei aber so überaus gut durchdacht und super organisiert sind, dass sie eben auch von unerfahrenen Menschen bewältigt werden können, haben wir uns entschlossen, uns diesem Abenteuer und diesem großen Pferd mit seinen ca. 850 Kilogramm zu stellen. Ein bisschen nervös waren wir dann am Anreisetag dann aber doch – uns wurde bewusst, dass wir dann ab morgen nach einer Einführung ganz alleine mit einem Planwagen und einem echten Pferd (!) eine Woche unterwegs sein werden. Die Videos wurden noch einmal angeschaut „Wie ging das noch mit dem Striegeln und dem Anschirren?“ - „Du lieber Himmel, ist so ein Pferd groß“ …
Der herzliche Empfang und die entspannte Sicherheit von Thomas und Corinne, den beiden Besitzern der Pferde und Wagen half uns schnell schon gleich ein bisschen darüber hinweg. Nachdem wir unseren Wagen schon einmal einräumen konnten, wurden wir zusammen mit einem anderen Paar dann auch schon unseren Pferden vorgestellt. Kalypso sollte nun also die nächsten Tage für uns und wir für sie zuständig sein. Ausführlich und bildlich zeigten und erklärten und Thomas und Corinne nun, wie das Pferd behandelt, gepflegt und gefüttert werden soll und schnell durften wir dann auch schon mitmachen. Ja, tatsächlich auch das Auskratzen der Hufe gehört dazu. Schnell machte die anfängliche Nervosität einem gewissen Stolz Platz, als alles schon ganz gut klappte. Aber wie sollten wir uns das alles nur merken? Es war so viel Info. Auch diese Sorge wurde uns genommen und es gab ein Heft, das nicht nur die akribisch beschriebene Route für die nächsten Tage, sondern ebenso noch einmal eine bildliche Anleitung erhielt, wie alles zu händeln wäre. Schnell wurde auch klar, dass wir hier als Team gefragt sind, denn gerade für uns unerfahrene Menschen muss das Anspannen und Versorgen unbedingt zu zweit in Teamarbeit erledigt werden, denn am Ende wurde uns hier die Verantwortung für ein großes, aber eben doch von uns abhängiges Lebewesen übertragen.
Nach einer ersten Nacht in der Roulotte noch auf dem Hof gab es dann am nächsten Morgen noch einmal eine Wiederholung der Infos und dann ging es auch schon auf den Kutschbock und auch hier noch einmal eine ausführliche Erklärung, worauf zu achten ist. Corinne begleitete uns noch ein paar Kilometer und als sie der Meinung war, wir haben alles verstanden verabschiedete sie sich und wir fuhren ab da alleine weiter.
Was nun folgte war eine herrliche entschleunigte und entspannte Woche, in der wir uns immer wieder gerne dem beruhigenden Klack-Klack Geräusch der Hufe hingaben, jeden Tag ein bisschen mehr Routine in der Versorgung von Kalypso bekamen, die wunderschöne Landschaft und französischen Dörfchen wie aus dem vergangenen Jahrhundert genossen und den Alltag weit hinter uns lassen konnten. Wir hatten alle Wetter, von sehr heiß bis strömenden Regen (leider an dem Tag, als es eine Bademöglichkeit gegeben hätte) und wurden am Nachmittag an den jeweiligen Übernachtungsstationen immer wieder freundlich empfangen, kurz an die Örtlichkeiten herangeführt und dann wieder in Ruhe gelassen. Sehr positiv überrascht waren wir von den französischen Autofahrerinnen und Autofahrer, die uns ausgesprochen vorsichtig und rücksichtsvoll überholten, wenn es nötig war und alle super freundlich grüßten. Zum Glück führen jedoch die größten Streckenanteile über autofreie Wege.
Ein besonderes Erlebnis war es, wenn wir von Tag zu Tag mehr spürten, wie das Vertrauen zwischen Kalypso und uns wuchs, wenn sie z.B. entspannt schnaubte oder uns Morgens auf der Weide auch einmal wiehernd begrüßte. Natürlich gab es auch einmal Situationen, in denen sie nicht gleich so wollte wie wir. Je entspannter wir jedoch damit umgingen, wenn sie vor dem Einspannen stehen blieb oder (mehrfach) einfach den 4. Huf hinten rechts nicht zum auskratzen heben wollte, umso leichter ließ sie sich nach einer kleinen Weile dann doch wieder überzeugen. So lernten wir als Paar auch noch einmal ganz anders Hand in Hand zusammen zu arbeiten. Am letzten Tag fiel uns dann der Abschied auch entsprechend schwer und dieser Urlaub wird uns als etwas ganz besonderes in Erinnerung bleiben.
Susanne und Manuel