Nach
2004 waren wir im Mai 2025 zum zweiten Mal mit dem Pferdewagen aus
Fontenois la Ville auf Tour. Damals als Eltern mit zwei jungen
Teenagern, dieses Mal als Rentner Willy und Brigitte mit unserer
erwachsenen, pferdebegeisterten Tochter Carmen. Unter dem damaligen
Betreiber wurde manches recht locker, nach dem Motto "laisser faire",
aber zum Teil auch fahrlässig gehandhabt, wie z.B. die Einweisung,
Routenplanung und der technische Zustand des Roulottes. Den neuen
Besitzern, Thomas und Corinne, merkt man sofort an, dass sie mit viel
Liebe und Perfektionismus den Betrieb führen.Die sehr gründliche
Einweisung wird, wenn nötig, zweisprachig (dt./franz.) gehalten. Das gut
gestaltete Etappenheft mit den genauen Anweisungen bringt einen sicher
zu allen Rast- und Schlafplätzen. Und die gute Ausstattung der Bordküche
mit Topf und Pfanne in brauchbarer Größe ermöglicht eine ausreichende
Versorgung unterwegs. Bei entsprechender Körpergröße und Statur könnte
es im doch sehr beengten Roulotte allerdings zu Bewegungs- und
Schlafproblemen kommen.
Bei der Einweisung mit dem Pferd wurde uns gleich klar, dass wir dieses
Mal auch mehr Mitverantwortung für das Tier und das Geschirr übertragen
bekamen, so gehörte Hufe auskratzen, nach Zecken oder Wunden absuchen,
das Futter richtig dosieren, das Zaumzeug sorgsam aufbewahren oder das
Tier morgens von der Weide holen auch zu unseren Aufgaben. Dafür standen
uns Thomas und Corinne aber auch jederzeit telefonisch zur Verfügung,
und wären bei anstehenden Problemen rasch zu Hilfe gekommen.
Da wir drei Erwachsene waren, bekamen wir die noch recht junge Stute
Hestia zugeteilt, von Thomas liebevoll "Bulldozer" genannt, die dieser
Bezeichnung so manches Mal gerecht wurde. Am liebsten wäre sie morgens
und nach der Mittagspause ohne Aufzäumen und Einspannen losgeprescht.
Mit vereinten Kräften und manch ernstem Wörtchen gelang es uns
Dreien aber letztlich immer, sie ordentlich vor den Wagen zu spannen.
Einmal auf der Straße fand sie schnell ihren Rhythmus und zog das
Roulotte mit Kraft und Ausdauer. Sie ließ sich weder von überholenden
LKWs, lauten Baggern, noch Hundegebell aus der Ruhe bringen. Einzig von
Weidekühen oder -pferden, die wir passierten, ließ sie sich ablenken,
indem sie diese laut wiehernd freudig begrüßte. Bei den jeweiligen
Unterkünften (Relais) war Hestias Hauptinteresse nach dem Fressen, die
Rangordnung auf der Koppel zu ihren Gunsten herzustellen. Selbst die
Esel oder Schafböcke der Gastgeber mussten ihr Respekt zollen.
Neben dem Umgang mit dem liebgewonnenen Pferd begeisterte uns auch die
Natur und Umwelt in dieser wenig besiedelten Region Frankreichs. Die
hügelige Landschaft, Wälder und Weiden, Magerwiesen und Auen waren
wohltuend für alle Sinne. Jeder noch so kleine Ort scheint seinen
eigenen Kuckuck zu haben, und Nachtigallen begleiteten uns in den
Schlaf.
Resümee nach einer Woche Natur pur: wir haben liebe Menschen mit
interessanten Werdegängen kennengelernt, ein junges ungestümes Pferd in
unser Herz geschlossen und viele nachhaltige Eindrücke gewonnen, die
bestimmt noch eine lange Zeit nachwirken werden.