Traumurlaub durch das Departement der Haut Saóne

    Familie H.
    22.08.2010
    Vorab: Dies war einer der schönsten gemeinsamen Urlaube, die wir je gemacht haben. Sehr intensiv. Wir hatten immer schönes Wetter. Es gibt auf Route 1 keinen einzigen Grund zur Beschwerde. Alles hat bestens geklappt und war gut organisiert. Die Gastfreundschaft ist außergewöhnlich gut. Einzig die Sanitäranlagen könnten nach unseren Maßstäben durch die Bank bis auf La Scie Goguette verbessert werden. 06.08.2010: Nach 7,5 Stunden Fahrt von Hoffnungsthal nach Fontenois-la-Ville sind wir ohne Probleme gesund an unserem Urlaubsort angekommen. Uns erwartet eine 6-tägige Rundfahrt mit dem Roulotte durch das hügelige Departement Haute-Saóne in den Vogesen. Nach unserer Ankunft bekommen wir unseren Wagen zugewiesen und fangen erst einmal an uns gemütlich einzurichten, denn vor Grillengezirpe und gemütlichem Abendessen hat der liebe Gott den Schweiß gesetzt. Es gibt eine erste Einweisung in Bezug auf das Anlegen des Pferdegeschirrs und das Einspannen in den Wagen. 0 Problemo. 2. Tag – Wir starten um 11:00 Uhr am 7.8. und folgen der Route 1, auf unserem Wegeplan, der sehr ausführlich beschrieben ist. Unsere erste Tagesetappe führt rund 18 km von Fontenois-la-Ville nach Dampierre-les-Conflans. Unsere erste Mittagsrast unter Bäumen. Die Pferde müssen 1,5 Stunden pausieren und entsprechend gepflegt werden. Also erst die Pferde ausspannen und das ganze Zaumzeug ablegen. Danach mit reichlich Wasser versorgen und Insektenspray auf das Fell geben. Wir reisen mit den Franzosen, die im 2. Wagen aber ca. 30 Min. vor uns sind. Unsere Franzosen sind am Nachmittag liegengeblieben, da ihr Pferd Fabueuse (Fafa) „Fabeldichter“ einfach stehen bleibt und sich auch nach einer Pause nicht mehr einspannen lässt. Selber Schuld, damit muss Fabuleuse die nächsten 6 Tage bei der Mittagspause immer im Wagen eingespannt bleiben. Wir kommen gegen 18:00 Uhr auf dem Campingplatz von Claudine (phantastische Köchin) und Pierre (netter Klugscheißer) an und dürfen am großen Abendtisch platz nehmen. Gemeinsam mit Campinggästen aus Rotterdam spendiert uns Toulouse, ein freundlicher Franzose, erst einmal den traditionellen französischen Aperitif „Fleur de Anis“, der mit Wasser verdünnt, wie Pastice schmeckt. Toulouse ist ein toller Geschichtenerzähler und auch Pierre hat für den nächsten Morgen noch tolle Tips für das Einspannen gegeben. Wir fallen todmüde um 23:00 Uhr ins Bett. Leider bin ich erneut gegen 5:30 Uhr wach und genieße draußen den Sonnenaufgang mit einem guten Buch. 3. Tag – 08.08. – Es geht von Dampierre les Conflans nachBaulay – 20 km. Gegen 11:00 Uhr starten wir und werden nach kurzer Zeit durch einen kleinen Regenschauer überrascht. Wir sind den Franzosen 45 Min. voraus. Leider bleibt INDY hinter Menoux am Berg stehen und rührt sich keinen Meter mehr. Erst als die Franzosen an uns vorbeifahren, bewegt sich Madam INDY wieder und läuft den Rest des Tages problemlos hinterher. In Baulay werden wir freundlich von unseren Gastgebern Colette & Jean-Pierre Jardel begrüßt. Man campiert auf feinstem Rasen, wie auf einem Golfplatz. Zwar zerlegen die Franzosen um ein Haar ihr ganzes Roulotte, da Boris immer die Kurven schneidet und fast im Graben landet. Das gemeinsame Abendessen mit den Franzosen ist ein Traum - frischer Salat aus dem Garten als Entree, Hühnchen auf baskische Art, Formage und selbstgemachter Obstsalat aus dem eigenen Garten mit frischen Waffeln. Man freundet sich an, auch wenn wir mit Händen und Füßen diskutieren. Gott sei Dank kann Anke ab- und zu übersetzen. „I’m lost in translation!“ 4. Tag – 09.08. – Nach einem tollen Frühstück mit selbstgemachten Marmeladen, haben wir erst einmal Bier nachgebunkert und ein Glas Quittengelee bei Colette gekauft. Es geht gemeinsam weiter von Baulay nach Ormoy – 17 km. Vorbei an der Saóne, über Brücken und durch Wälder. Wie nicht anders zu erwarten, bleibt unsere geliebte INDY am Berg rauf nach Magny-les-Jussey stehen und rührt sich keinen Millimeter mehr. Unsere Franzosen schaffen den ganzen Berg in einem Rutsch. INDY scheint was Falsches gegessen zu haben, denn er schwitzt sehr. In der prallen Sonne spannen wir ihn aus und führen in 1 Stunde über die Straße hin- und her. Ann-Marie ruft freundlicherweise Jacky an, der nach ca. 1,5 Stunden kommt und unser Roulotte per Anhängerkupplung den Berg rauf fährt. Anke und Georgi führen beide Pferde am Halfter rauf nach Magny-les-Jussey. Jacky bleibt noch bei uns, bis zum nächsten Anstieg und schnitzt aus einem dünnen Ast eine Reitgerte. „Das war die Lösung schlechthin!“ Mit ein paar leichten Hieben auf das Hinterteil, läuft Kollegin INDY, ab sofort ohne einmal anzuhalten, jeden Berg anstandslos rauf. Ein rücksichtsloser Traktorfahrer hatte kurz vor Zielerreichung DERBY zum Scheuen gebracht, so dass Georgi mit einem Sprung über einen Graben kurz in den Wald musste. Grandios hatte Georgi das Pferd Ruck-Zuck im Griff. In Ormoy angekommen, campieren wir auf einem wildromantischen Platz direkt am Ufer der Saóne. Das Essen im 1 km zu Fuß zu erreichenden Restaurant „Barde l’embuscade“, am Ort begrüßen uns kurz die Besitzer Magali & Francois Vincenot. Das Essen ist o.k., aber nicht mit dem von den Abenden zuvor zu vergleichen. Daher beschließen wir zum ersten mal am nächsten Morgen selber Frühstück unter freiem Himmel zu genießen. Hiersbei gilt festzuhalten dass ich das TARP für 200,- € überhaupt nicht brauche und die neue super Tefloncampingpfanne, Spiegeleier ungenießbar macht. 5. Tag – 10.08. - Von Ormoy nach La Basse Vaivre zu Raymonde & Claude Rauber – 15 km. Die Fahrt verläuft problemlos und an der Kirche von Corré machen wir kurz halt, um im nahegelegenen Supermarkt unsere wichtigsten Vorräte aufzufrischen: Wasser, Bier und eine Packung Magnesium gegen Krämpfe in der gegenüberliegenden Apotheke. Weiter geht es durch Wälder, vorbei an der Saóne bis zum Haus von Claude in La Basse Vaivre. Claude hat 4 eigen und 4 adoptierte Kinder, kennt sich hervorragend mit Pferden aus und stellt selber in Handarbeit Sättel oder Geschirr für Zugpferde her. Wir campieren gemütlich hinter seinem Haus auf der großen Wiese. Leider sind mal wieder die Toiletten viel zu eng und für unseren gewohnten Anspruch eigentlich eine Zumutung. Dafür stelle ich mich, wie schon sooft, als Gartenstuhltester zur Verfügung. Der Stuhl hielt 5 Minuten und rächt sich indem ich mitten in ein Brennnesselfeld krache. Claude hilft direkt mit Essig aus, um den Schmerz zu mildern. 6. Tag - Von La Basse Vaivre nach La Scie-Goguette zu Gäelle & Claude Boban - 20 km Noch einmal steht uns eine lange Tagestour vor der Brust, die allerdings erstaunlicherweise sehr schnell bewältigt wird, da wir nach der frühen Abfahrt am Morgen bereits um 15:30 Uhr unser Tagesziel erreichen. Schon auf der Fahrt kommt uns Claude, ohne das wir ihn kennen, zweimal mit dem Auto entgegen. Wir nennen ihn Buffalo Bill, wegen seiner langen, fettigen und gelben Haare. Es geht wieder über die Saóne, durch Wälder, vorbei an Wiesen, bergauf und bergab. Die Landschaft und die kleinen Orte sind traumhaft schön und haben einen klassisch, maroden Scharm. Am Ziel angekommen, finden wir ein einsam in der Landschaft gelegenes Gehöft vor. Die Besitzer zeigen sich kaum und kommunizieren nur das Nötigste. Wir speisen alleine in einem großen Saal, der scheinbar auch für Hochzeiten genutzt wir. (Da heiraten wir lieber gar nicht.) - Aber das Essen ist wieder ausgezeichnet - Es gibt "Coq au vine". Leider fängt es am Abend an zu regnen und hört auch über Nacht nicht auf. Unser Roulotte ist aber gut abgedichtet. Was nicht selbstverständlich zu sein scheint, wie wir später erfahren. Zeit genug um ein Buch zu Ende zu lesen. 7. Tag – 12.08. – Unser letzter Tag mit Roulotte, INDY und DERBY ist angebrochen. Es geht von La Scie Goguette zurück zur Zentrale nach Fontenois La Ville – 13 km. Am Morgen regnet es immer noch. Da hilft noch mal, in der schon luxuriösen Dusche zu duschen. Danach gibt es erst einmal einen gemeinsamen Kaffee mit der ganzen Familie auf dem Kutschbock. Schon hört es langsam auf zu regnen und die ersten blauen Stücke sind zu sehen. Jetzt heißt es erst einmal, wie an jedem Morgen, die Pferde von der Weide holen und zu füttern. Anschließend gehen wir zum Frühstück in den großen Saal Leider verzögert sich im Anschluss die Abfahrt, da Fabuleuse mal wieder mächtig rumzickt beim Einspannen in das Roulotte. Alle Versuche scheitern, so das Jacky vorbei kommen muss. Das Wetter wird immer besser und wir hatten die ganze Woche durch Glück. Im Regen macht die Tour mit Sicherheit nicht so viel Spaß.