Lanzarote und das Centro

    Birgit I.
    06.03.2019
    Lanzarote ist eine Vulkaninsel, die Vulkane sind recht flache Schildvulkane mit Caldera-Bildungen. Es handelt sich um Vulkanismus durch Hotspots, Anomalien im Erdmantel, die stationär sind und aufgrund der Plattentektonik wandert die Erd- bzw. Ozeankruste über diese Hotspots und bildet damit eine Inselreihe. Der zivilisatorisch wichtigste Vulkanismus auf Lanzarote fand von 1730-36 statt, hierbei wurde der Ort Timanfaya u.a. vernichtet. Das Gebiet im Nationalpark ist eine einzige Lava- und Vulkanlandschaft- schroff, unwirtlich, karg, unerschlossen, in den Farben Schwarz, Rot, Rost, Aschgrau. Interessant sind die mitunter mehrere Meter großen Blasen und Tunnels, die sich in den Lavaströmen gebildet haben. Hierin hat der Inselkünstler Cesar Manrique seine Schaffenskraft entwickelt und mit der Villa LagOmar in Nazaret bei Teguise und dem Cafe im Ausblick Mirador del Rio die schönsten Natur-Architektur-Kompositionen u.a. geschaffen. Die anderen Werke Manriques sprechen mich nicht so stark an, der Kaktusgarten erschließt sich mir in meiner ästhetischen Wahrnehmung kaum. Als Naturschauspiel wunderbar ist die Brandung, "siedenden Wassers" an der Küste von El Golfo und weiter nordöstlich. Sehenswert und tragisch zugleich ist die Küste bei los Cocoteros, an der Flüchtlinge verunglückt sind und vor der ein Ölerschließungsprojekt zum Glück gestoppt worden ist.


    Lanzarote hat eine Arbeitslosigkeit von 50% in der Hauptstadt Arrecife, trotz eines Massentourismus, den der Künstler Manrique zu Lebzeiten versucht hat einzudämmen. Heute muss die Insel mit über 3 Mio Touristen klarkommen, was kaum gelingt, immer wieder brechen Strom- und Wasserversorgung zusammen. Das Wasser ist rar, was sich in der Ödnis auf der Insel bemerkbar macht. Meerwasseraufbereitung ist aufwendig und energieintensiv. Hauptenergiequelle auf Lanzarote ist schweres Erdöl. Auch wenn Spanien mit erneuerbaren Energien weit vor Deutschland liegt, so hat Lanzarote doch ein hohes Potenzial ungenutzter ökologischer Ressourcen: in der Brandung und in der Solarkraft.


    Lanzarote besitzt die längste Uferpromenade der Welt. Diese Uferpromenade ist leider gekennzeichnet von Billigläden und Kneipen für oberflächliche Massenabspeisung, besonders nach britischem Geschmack. Als Gegensatz dazu stehen die sportlichen Zentren, Leistungssport besonders im Bereich des Radsports, Laufens und Schwimmens. Lanzarote ist Ironman-Standort. Und natürlich das einsame Inselleben der Einwohner in den entlegeneren Orten. Zum Glück gab es Manrique, der verhindert hat, dass Hotelburgen gebaut wurden, zumindest bis in die Anfang 1990er Jahre. Korruption auf Lanzarote scheint ein großes Thema zu sein so habe ich mir von Stephan, dem Wanderführer von Lanzatrekk sagen lassen.


    Ein Hochhaus steht in Arrecife. Ansonsten findet man weißgetünchte wenigstöckige quardratische Häuser mit grünen und blauen Fensterläden und Türen. Dieses wird sich aber wahrscheinlich bald ändern. In Puerto del Carmen gibt es gerade ein großes Hotelbauprojekt direkt am Playa und leider findet man z.B. in Coste Teguise viele Bauruinen, die von gescheiterten Bauprojekten zeugen.


    Das Centro, in dem wir untergebracht waren erwies sich als kleine Oase in dem Touristennap. Die Anlage ist paradiesisch schön und die Bewirtung und das therapeutische und Freizeitangebot sind angenehm und ansprechend. Es sind fast nur deutsche und schweizer Tousiten dort, eher ab 60 Jahren aufwärts. Ab und zu sind Familien mit kleinen Kindern dort. Ein Vater, so wie ich, hatte seine jugendliche Tochter dabei. Meine Tochter und ich haben uns sehr wohl gefühlt. Die Menschen im Centro sind sehr sehr nett und die Bewirtung ist gut.


    Die Poolanlage besteht aus drei Becken, von denen eins überdacht und therapeutisch genutzt wird. Es gibt einen Bioladen auf dem Gelände. Die Appartments sind schlicht aber gut und das Restaurant bietet eine gute preiswerte Küche, die im Vergleich zum Massentourismus auf Lanzarote einmalig ist.


    Vielen Dank für das Erlebnis!


    Zu den Flügen noch ein Kommentar: Wir sind mit Condor sehr günstig von Frankfurt nach Lanzarote geflogen, wenig Beinfreiheit, aber reibungsloser Ablauf und Preisgarantie. Rückflug mit Tuifly war finanziell ein Desaster: zuerst wurden uns noch je 5 Euro für den Check-Inn berappt und danach wurde unser Freigepäck von 15 kg nicht im PC-System gefunden und wir mussten 240 Euro für das Gepäck extra zahlen. Ich hoffe, dass ich das irgendwie bei Tuifly zurückfordern kann.
    Trotzdem viel Spaß auf Lanzarote! Es lohnt sich!