Zigeunerwagenferien - immer wieder spannend ...

    Jutta K.
    11.06.2008
    Wie einige der anderen Familien machen wir auch schon das dritte Mal Ferien mit dem Zigeunerwagen. Es ist immer wieder spannend und wird auch nie langweilig, da es verschiedene Routen gibt und jedes Pferd immer wieder anders ist. Dieses Mal haben wir die "Didia", ein wunderbares Pferd. Sehr lieb u. genügsam, aber auch sehr willig, vorallem prima in den Anstiegen.Die erste Etappe führte uns von der Station nach "La Manufacture", eine ehemalige königliche Manufaktur für Weißblechherstellung. Das Anwesen ist sehr weitläufig und bietet viel Platz, selbst für die vier Wagen, die wir letztendlich sind.Am nächsten Tag folgte eine landschaftlich besonders reizvolle Strecke. Hügelige Landschaft, mal schattig im Wald, dann wieder sonniger. Besonders toll die blühenden Rapsfelder und Ginsterbüsche - ein Rausch in gelb -Herzlicher Empfang in Grandrupt von Herrn und Frau Ebben. Nachdem die Pferde versorgt sind, machen wir uns frisch und genießen noch einen wunderbar sonnigen Abend. Das Essen bei Harriet und Rin müssen wir dann aber doch unter Dach einnehmen, denn es fängt zu regnen an. Das Abendessen ist reichlich und sehr lecker. Der Regen hört auf und die ganze Gruppe, die aus 20 Personen (10 Erwachsene u. 10 Kinder) besteht und sich noch nicht näher kennt, versammeln sich um das Lagerfeuer, das wir wegen dem feuchten Holz nicht so flott in Gang bekommen. "Ossi" spielt auf der Gitarre und alle, einschließlich einiger Campinggäste, die gerade auf dem Platz (camping a la ferme)Campingurlaub machen, singen das gängige Lagerfeuer-Repertoire an Liedern stimmgewaltig mit.Es herrscht eine wunderbare Stimmung, da sind sich alle einig.Am nächsten Tag lacht die Sonne wieder und es geht auf nach Jesonville. Auf der Strecke können wir in Viomenil die Quelle der Saone anschauen. In Lerrain nutzen wir den kleinen Supermarkt, um einige Einkäufe zu erledigen. Auf dem letzten Stück vor unserem Ziel, werden wir von einem heftigen Gewitter erwischtIn Jesonville erwartet uns Robert Audinot schon. Er zeigt uns das Chalet mit Toiletten, Duschen und Aufenthaltsraum, wo wir uns trocknen und aufwärmen können. Das allerbeste kommt aber erst noch - das Abendessen mit 4 Gängen. Traumhaft, man kommt sich wirklich wie Gott in Frankreich höchstpersönlich. Robert´s Frau und Tochter haben uns im Festsaal des Dorfes eine "schöne Tafel" gedeckt und verwöhnen uns mit Essen vom Feinsten. Nach dem Essen wird wieder die Gitarre ausgepackt und gesungen (und sogar getanzt!).Am nächsten Morgen ist der Himmel erstmal grau, aber wir werden von Robert mit den am Abend vorher bestellten Baguettes und Croissants versorgt. Der erste Teil der Etappe führt uns über ein altes Viadukt und dann durch einen tollen Wald. Da unser Pferd Didia die anderen Pferde vor uns wittert, gibt sie keine Ruhe mehr und "hetzt" den anderen hinterher, bis sie sie endlich eingeholt hat. Dass sie dabei eine Kutsche von mehr als 1000 kg zu ziehen hatte, schien sie überhaupt nicht zu stören. Beim nächstmöglichen Rastplatz in Bauvillet machen wir Pause und lassen unser Pferd erstmal zur Ruhe kommen. Im nahegelegenen Darney holt Martin leckere Plunderteile zum Kaffee. Das letzte Stück bis Relanges klappt dann problemlos. Dort angekommen, erfahren wir, dass wir am Nachmittag um 15.30 Uhr mit unserem Gastvater Roger eine Besichtigungstour unternehmen können. Er holt uns mit dem Traktor und einem urigen Anhänger aus Holz mit Platz für ca 25 Personen ab. Zuerst besichtigen wir die romanische Kirche von Relanges. Roger ist hocherfreut, dass wir an seinen "didaktisch aufbereiteten" kunstgeschichtlichen Ausführungen über die Architektur der Romanik und Gotik interessiert sind. Weiter geht es mit Traktor und Anhänger über Stock und Stein in den Wald. Es ist fast wie Achterbahnfahren......alle haben viel Spaß, vorallem die Kinder! Im Wald zeigt uns Roger einen Felsbllock, in den figürliche Reliefs bemeißelt sind, Überreste eines kleinen Klosters und schließlich Reste einer antiken keltischen Siedlung, "Oppidum". Als wir zurückkehren, sind wir alle ziemlich hungrig und freuen uns schon auf das Abendessen bei dem jungen Ehepaar Thiebauat. Wegen dem etwas unsicheren Wetter dürfen wir im feudalen Wohnzimmer an einem "riesigen", für 19 Personen festlich gedeckten Tisch Platz nehmen. Was folgt, ist mit Worten wieder kaum zu beschreiben. Ein wahrlich fürstliches Essen mit Vor-, Haupt- und Nachspeise, außerdem Käse mit Salat und auf Wunsch Kaffee. Wie wir von Monique und ihrem Mann erfahren, ist das Fleisch und Gemüse von der eigenen Landwirtschaft und alles biologisch anerkannt erzeugt. Einfach toll!Bevor es am nächsten Morgen losgeht, kaufen wir im Ort noch kurz feinen Biokäse in einem kleinen Käseladen ein. Die Etappe ist nicht allzu lang, geht aber doch ziemlich heftig auf und ab. Um 15 Uhr treffen wir als erstes der vier "Roulotte", so heißen die Zigeunerwagen auf französich, auf Frau Rague´s Hof in La Hutte ein. An diesem Abend wird es leider kein französisches Essen geben, da Fr. Rague einen auswärtigen Termin wahrzunehmen hat und warscheinlich wären wir auch viel zu viele Personen für die nette alte Dame. So kommen mal unsere Vorräte, die wir schon die ganze Zeit mit uns führen, zum Einsatz. Nach dem Essen wird wieder die Gitarre ausgepackt und gemeinsam gesungen. Die Kinder spielen auf dem Innenhof mit einem Volleyball Kreisspiele. Der gemütliche Abend wird allerdings durch einen heftigen Regenguss unterbrochen. Ein Teil der inzwischen zusammengewachsenen Gruppe, vorallem die Jugend geht ins Bett. Der Rest findet sich, nachdem es aufgehört hat zu regnen, am vorhandenen Holztisch mit ihren Weingläsern und Knabbersachen wieder zusammen.Am nächsten Morgen starten alle etwas früher, denn die längste Etappe der ganzen Woche liegt vor uns. Es geht viel bergauf, danach aber auch wieder viel bergab. Sehr schön ist der Rastplatz am See, allerdings kommt der erst nach 3/4 der ganzen Strecke. Wir gönnen unserem Pferd Didia daher eine ganz ausgedehnte Mittagspause. Das letzte Stück bis zur Station in Fontenois-la-ville ist dann nur noch ein "Klacks". Wir verabschieden uns von "unserer" Didia, bevor sie dann auf die große Weide gebracht wird.Eine wunderbare Woche mit vielen interessanten Eindrücken und netten Begegnungen liegt hinter uns.Jutta, Martin, Dominik und Nicolas