Ökologisch geht doch!

    Martina H.
    25.06.2010
    Familie Streicher aus Brunn betreibt das alternative Reisebüro „ ReNatour “. Über eine Rinne plätschert das Wasser aus dem kleinen Brunnen in den Teich, in dem tief unten die Karpfen ihre Runden drehen; darum herum summen dicke Hummeln, Bienen tauchen tief in die Frühjahrsblumen ein und in den Bäumen, die auf dem weitläufigen Grundstück stehen, zwitschern die Vögel. Luzie, der Familienhund, hat in Idefix und Barny prima Spielkameraden, Katze Tigger gehört zwar eigentlich gar nicht hierher, doch sie macht es sich täglich in der Sonne bequem. Nur Ambra, die Schildkröte, bewegt sich in ihrem Freiluftkäfig noch etwas langsam. Doch auch im Lehmhaus mit der Holzpelletsheizung und der Solaranlage lässt es sich prima leben. Urlaub – der Begriff müsste hier, in dieser Idylle, im Nürnberger Ortsteil Brunn, eigentlich ein Fremdwort sein. Wer so lebt, denkt man, hat den Urlaub vor der Haustüre. Doch bei Roland und Sybille Streicher, die hier mit ihren Kinder Annika, Katrin und Lorenz wohnen, geht es täglich ums Verreisen, seit sie vor gut 16 Jahren ihr Reisebüro „ReNatour“ gegründet haben. „Eigentlich hätte es auch ganz anders kommen können“, sagt Sybille Streicher rückblickend. Dass sie sich gemeinsam zu Reiseexperten entwickeln, war damals, als sie sich kennenlernten, noch nicht abzusehen. Oder doch? Aus Handzettel wurde ein dicker Katalog Sie überlegen, während Annika rasch frisches Wasser vom Brunnen holt. Immerhin hatten sie beide Betriebswirtschaft studiert, die Schwerpunkte: umweltorientierte Unternehmensführung, Wirtschaftsgeografie. Er hatte während des Studiums eine kleine Skischule mit einem Freund gegründet und bot schließlich auch Winterreisen an. Ökologisch korrekter Urlaub war damals noch kein großes Thema. Das kam erst, als er hörte, welche Auswirkungen auf die Umwelt der riesige, auf 2000 Metern Höhe gelegene Parkplatz im französischen Skigebiet Avoriaz hatte. Er kannte ihn gut, fuhr ja schließlich selbst öfter dorthin. „Das war ein Schock für mich und ich begann zu überlegen: Urlaub, das muss doch auch anders gehen, umweltverträglicher.“ Bis Sybille und er zunächst am heimischen Kopierer Handzettel fertigten, die dann als „Urlaubswunschzettel“ verteilt und in Bioläden ausgelegt wurden, verging noch einige Zeit. Das Konzept aber, möglichst individuell die Wünsche der Urlauber zu erfüllen – und noch dazu die ökologischen Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren, ging auf. Aus dem einstigen „Handzettel“ ist längst ein dicker Katalog geworden: Eselwandern in den französischen Südalpen wird da ebenso angeboten, wie Bioagriturismo im italienischen Cilento oder das Familiencamp im Schwarzwald. Die Reisen haben die Streichers (oder ihre Angestellen) selbst getestet – „wir müssen schließlich wissen, was wir anbieten“, findet Roland Streicher. Die Erinnerungen, mit denen die Eltern und die drei Kinder von einer Reise zurückkommen, sind vielfältig. Und mit Urlaub verbindet ohnehin jeder etwas anderes. Da ist der feine Apfeltee aus der Türkei, die wunderbare Landschaft Lapplands. Ausspannen, Sonne genießen, dem Alltag entfliehen, auf dem Segelschiff den Wind spüren oder auch nur ein Glas guten Rotwein, ein Stück Käse und Brot auf der Terrasse im Agriturismo genießen – das alles und noch viel mehr fällt den Streichers zum Reisethema ein. Reisefieber aber kennen sie nicht. „Was ist das?“, fragt Sohn Lorenz. Und Mutter Sybille muss lachen. Nein, stressig wird’s nur, wenn sie tatsächlich alle fünf auf Reisen gehen. Bis alles geregelt und gepackt ist, dauert’s eine Weile. Geflogen wird wenig. Am liebsten hätte Roland Streicher zu Beginn die Flugreisen ganz aus seinem Angebot verbannt. Aber er weiß auch, dass das nicht geht, weil das die Kunden wünschen. Mexico, Costa Rica und weitere Fernziele stehen im Katalog. Doch diese Rundreisen haben stets einen sozialen Aspekt. Und die Überweisung eines Beitrags an die Organisation atmosfair, die Umweltprojekte unterstützt, wird dringend empfohlen.Ökologisch und nachhaltig geht es daheim übrigens weiter: Denn in dem Brunner (Traum-) Haus steckt viel Handarbeit und Altes, das mit viel Liebe und handwerklichem Geschick restauriert wurde.