Ziel: Zero Waste – Weniger Müll ist mehr

Brotbox

Wir haben ein Müllproblem. Jährlichen produzieren Industrienationen wie Deutschland Tonnen an Müll. Hierzulande war am 02. Mai 2019 der Earth Overshoot Day erreicht. Das bedeutet vereinfacht, dass wir Deutschen noch vor Ablauf der ersten Jahreshälfte alle Emissionen ausgestoßen, alle Energie verbraucht und alles weggeworfen haben, was unsere Erde dauerhaft in einem Jahr verkraften könnte. Würden alle Nationen so leben wie wir, bräuchten wir auf Dauer drei Erden. Wenn man sich das vor Augen hält, scheint ein nachhaltiger Lebensstil derzeit weit entfernt. Dass ein Umdenken in Politik und Industrie zwingend notwendig ist, entbindet nicht den Einzelnen von der Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten. Zum Beispiel beim Thema Müllvermeidung.

Das Grundprinzip ist dabei ganz einfach erklärt:

Ganz oben steht “Refuse – Ablehnen”: Wir sollten in erster Linie auf Dinge verzichten, die Müll oder Verschmutzung verursachen. Dabei geht es übergeordnet um das Infragestellen des generellen Konsumverhaltens und, ganz praktisch im Alltag, zum Beispiel darum, auf die Plastiktüte im Supermarkt zu verzichten. Die Frage sollte immer öfter lauten: Brauche ich das wirklich?

Kinder bemalen den Kompost
Hier entsteht ein Kompost! Kompostierung von verrottenden Lebensmittel führt diese dem Lebenszyklus erneut zu.

Müll der nicht vermeidbar ist, sollte auf ein Minimum reduziert werden (“Reduce – Reduzieren”). Auch hier kann ich beim Einkauf auf Produkte zurückgreifen, die unnötigen (Verpackungs-) Müll vermeiden. Ein gutes Beispiel ist hier das Obst, das in aller Regel neben seiner natürlichen “Verpackung”, der Schale oder Haut, nicht zusätzlich verpackt werden muss.

Und schließlich können wir Müll verringern, indem wir Dinge wiederwenden (“Reuse – Wiederverwenden”). Das leere Gurkenglas wird zum Aufbewahrungsbehälter von Essensresten oder zum hübschen Windlicht umfunktioniert und das Kleidungsstück wird repariert oder weitergegeben, anstatt es zu entsorgen.

Recycling meint die Wiederverwertung von Abfallprodukten und sorgt letztlich dafür, dass mit so entstandenen Sekundärrohstoffen neue Produkte entstehen.

Wie jede/r Einzelne mit einfachen Mitteln zu einem veränderten Einkauf- und Wegwerfverhalten und damit einer nachhaltigeren Lebensweise kommen kann, verraten wir hier mit einigen Tipps!

Lieber viele „unperfekte“ Zero Waster, als wenige perfekte

Zero Waste, also einen Lebensstil, der „null Müll“ produziert, zuhause zu realisieren, ist nicht einfach. Quasi überall versteckt sich Plastik, meist in Form von (unnötigem) Verpackungsmüll. In vielen herkömmlichen Supermärkten sind bestimmte Lebensmittel nicht unverpackt zu kaufen. Auch wenn wir wollen; es ist nicht leicht, ein “guter” Konsument zu sein. Doch vielleicht muss man sich in seinem Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit im Alltag losmachen von dem Gedanken alles auf Anhieb perfekt machen zu wollen. Am Ende ist das Entscheidende, sich überhaupt Gedanken um einen klimafreundlicheren Lebensstil zu machen und dafür notwendige Veränderungen Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen.

Zero Waste impliziert nicht sofort keinen Müll mehr zu produzieren, sondern vielmehr Müll nach und nach reduzieren. Es ist durchaus sinnvoll, bereits gekaufte Produkte zunächst aufzubrauchen oder so lange zu nutzen, bis diese zwangsläufig, und dann aber durch eine umweltschonendere Variante, ersetzt werden müssen.

Die Bemühung jedes Einzelnen, Müll zu reduzieren und zu vermeiden, hat eine Vorbildfunktion und weitreichende positive Auswirkungen auf unsere Umwelt. Wenn weltweit 8 Milliarden Menschen auf nur einen einzigen Plastik-Strohhalm verzichten…

In kleinen Schritten zu einem nachhaltigeren Lebensstil

Ein verantwortungsvoller Lebensstil beginnt daher mit kleinen Mitteln: Ist das Licht ausgeschalten, wenn man die Wohnung verlässt? Nutzt man beim Kochen die Nachwärme des Herdes? Bezieht man ökologischen Strom? Hat man beim Einkaufen einen Korb oder eine Stofftasche dabei? Viele dieser einfach umzusetzenden Maßnahmen erfordern quasi keinen Aufwand und sparen häufig sogar Geld.

Ganz einfach etwas für die Umwelt tun. Diese Tricks kann jeder in seinen Alltag integrieren:

  • Stofftasche oder Korb mit zum Einkaufen nehmen
  • Unterwegs eine wiederbefüllbare Wasserflasche dabeihaben
  • Kurze Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen
  • Fahrgemeinschaften bilden
  • Öffentliche Verkehrsmittel nutzen
  • Mittagessen in wiederverwendbaren Behältern mitnehmen
  • Auf Coffee-To-Go verzichten und Kaffee in der Thermoskanne mitnehmen
  • Auf kleine Verpackungen verzichten und keine Produkte kaufen die mehrfach/einzeln verpackt sind
Brotbox
Box für mitgebrachtes Essen

Augen auf beim Lebensmittelkauf

In einem zweiten Schritt kann man sich überlegen, wo weitere unnötige Verpackungen eingespart werden können. Gerade Obst oder Gemüse werden häufig in Plastikschalen oder Folien angeboten. Beim örtlichen Bauern oder auf dem Gemüsemarkt passiert das sicher nicht. Zudem sind die Produkte dann auch meist aus der Region und schonen die Umwelt zusätzlich aufgrund kurzer Transportwege. Aber auch viele Supermärkte bieten inzwischen heimisches Obst und Gemüse und kennzeichnen dieses auch als solches. Sinnvoll ist es immer, auch auf Saisonalität zu achten. Alles was gerade regional wächst, muss logischerweise nicht erst eingeführt werden und schont so das Klima. Was viele Konsumenten nicht wissen: Obst, wie etwa Äpfel, wird oft monatelang eingelagert, um es ganzjährig verkaufen zu können. Dabei wird nicht selten CO2 zugeführt, um es länger haltbar zu machen. Ein Saisonkalender hilft dabei zu bestimmen, welche Obst- und Gemüsesorten gerade in heimischen Gefilden erntereif sind. Auch ist die Beratung bzw. Kennzeichnung der Produkte im Naturkostladen oder Biomarkt hinsichtlich Anbau, Regionalität und Saisonalität aufschlussreich. Vorausschauendes Planen beim Einkauf hilft dabei, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Schon morgens einen Blick in den Kühlschrank werfen und einfach öfter etwas aus den Resten zaubern. Auch ein Wochen-Essplan kann dabei unterstützen.

Hand-Frische Erdbeeren
Unverpackte und saisonale Lebensmittel aus der Region schonen die Umwelt

Andere Methoden, um Verpackungsmüll beim Lebensmittelkauf einzusparen sind, wie bereits erwähnt, das Mitbringen eines Stoffbeutels etwa für Brot oder eigene Aufbewahrungsboxen für Käse oder Wurst. Einige Bäckereien und Metzgereien akzeptieren inzwischen mitgebrachte Behälter, wenn Sie nur auf die Ladentheke gestellt werden. Zudem etablieren sich in vielen Städten „Unverpackt“-Läden, in denen eine Vielzahl an Lebensmittel offen und ohne Verpackung verkauft werden.

Sie wissen noch nicht wo sich der nächste Unverpackt-Laden in Ihrer Nähe befindet? Diese Karte hilft Ihnen dabei:

https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=17IPthbB4CtWHIVrbCB–3U5oWzk&ll=48.29609424294603%2C25.885769831961056&z=4

Replace – Statt Plastik auf nachwachsende und biologisch abbaubare Materialien setzen

Umweltschädliche Kunststoffe begleiten uns oft, ohne dass wir es sofort sehen. Beispiele sind etwa Shampoo oder Zahnpasta, in denen sich winzige Mikroplastikteilchen verbergen. Diese gelangen über das Abwasser ins Grundwasser und so auch in unsere Weltmeere. Wegen der quasi Nicht-Abbaubarkeit von Plastik, sollte der Gebrauch vermieden werden. Insbesondere sogenannte „Single-Use-Plastics“, also Kunststoffprodukte deren Lebenszeit sich auf eine einmalige Benutzung beschränken und die danach weggeworfen werden, sollten unbedingt ersetzt werden. Beispiele sind hier Plastik-Wattestäbchen oder konventionelle Strohhalme, zumal es sehr gute Alternativen gibt. Etliche Hersteller bieten Wattestäbchen heute inzwischen aus gepresster Pappe an oder aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff Bambus. Einweg-Strohhalme lassen sich ganz einfach ersetzen durch Glasstrohhalme. Diese werden, neben Nudel-Strohhalmen oder “echten” Strohhalmen bereits in manchen Restaurants verwendet.

Weniger Plastik im Badezimmer

Zähneputzen

Bambuszahnbürste-Zahnputztabs
Zahnbürste aus dem schnell nachwachsendem Rohstoff Bambus, sowie Zahnputztabs

Auch Zahnbürsten gibt es aus Bambus. Passend dazu kann man mikroplastikfreie Zahncreme in Form von Zahnputztabs verwenden. Diese schäumen nach dem Zerkauen im Mund auf und sind inzwischen in etlichen Drogeriemärkten erhältlich.

Seife, Shampoo und mehr

Körper- und Haarwaschseifen gibt es heute in verschiedenen Ausführungen. Abgesehen davon, dass sie konventionelle Shampoos und Duschgels samt ihren Plastikflaschen überflüssig machen, sind auch die Reinigungs- und Pflegeergebnisse sehr gut. Diese Seifen sind häufig, wenn überhaupt, nur in Papier eingewickelt. Außerdem enthalten Sie keine Mikroplastikteile.

In Naturkostläden finden sich neben Wattestäbchen aus Bambus auch waschbare Watte- und Abschminkpads, sowie ein großes Sortiment an weiteren Hygieneartikeln.

andhotel stern - nachhaltig - laerchenseife
Seife statt Duschgel – eine gute Methode um Plastik zu reduzieren

Waschmittel

Chemisches Waschmittel lässt sich hervorragend durch Waschnüsse ersetzen. Diese Nüsse sind ein reines Naturprodukt und werden in einem Stoffsäckchen einfach mit zur Wäsche gegeben.

Müllvermeidung in der Küche

In der Küche lassen sich viele konventionelle Gewohnheiten leicht nachhaltig verändern. Anstelle von Alu- und Klarsichtfolie können beispielsweise Bienenwachstücher zum Abdecken von Essenresten verwendet werden. Positiver Nebeneffekt: Das Bienenwachs wirkt antiseptisch. Statt herkömmlich beschichtetem Backpapier gibt es Naturbackpapier. Übrigens kann man Backpapier immer auf beiden Seiten verwenden und bei vielen Rezepten ist die Verwendung gar nicht erst nötig und kann durch Fetten des Backblechs ersetzt werden.

Second Hand statt Fast Fashion

In der Bekleidungsindustrie entstehen jährlich unzählige Abfallprodukte. Davon abgesehen, wandern viele Kleidungsstücke nach kurzer Zeit und nur wenigem Tragen in die Altkleidersammlung oder werden gänzlich entsorgt. Schuld daran sind schnell wandelnde Modetrends und günstige Produktion von Kleidung. Die Versuchung ist groß, sich ständig neu, weil günstig, einzukleiden. Der Kauf von nachhaltig produzierten Kleidungsstücken reduziert oder verzichtet ganz auf schädliche Inhaltsstoffe und dokumentiert den (fairen) Herstellungsprozess.

Auch hier ist es wichtig, zu reflektieren, ob ein neues, weiteres Kleidungsstück “wirklich” notwendig ist. Vielleicht lässt sich das alte Modestück neu kombinieren oder verändern? Kann eine kleine Reparatur das gute Stück erhalten? Weniger ist mehr!

Bei Neuanschaffungen sind Kleidertauschbörsen oder Second Hand-Läden eine gute und individuelle Alternative zu Fast Fashion. Was dem einen nicht mehr passt oder gefällt, kann durchaus noch das Lieblingsstück des anderen werden. Vintage- oder Retromode liegen voll im Trend und bieten einen Kontrast zur Einheitsmode großer Bekleidungsketten.

Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, im Alltag Müll zu reduzieren. Haben Sie weitere Ideen für uns? Wir freuen uns auf Tipps und Anregungen!

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