Immer mit der Ruhe…

    Irene A.
    14.08.2011
    Besondere Befürchtungen hatten wir aufgrund der Berichte, die wir über die Furcht der Esel vor Wasser gehört und gelesen hatten. Nun zwang uns die vorgebene Route mehrfach, diverse Bäche zu durchwaten und schmale Stege zu begehen. Also stellten wir uns darauf ein, ab und an Leonidas zu entladen, das Gepäck höchstselbst rüber zu tragen, ihn sanft zu schieben und geduldig mit Leckerbissen locken zu müssen. Aber nichts davon war nötig, auch nicht angesichts des Wasserfalls. Genau dort, wo das Wasser sich zum Weiterfließen sammelt und man einer eiskalte Dauerdusche ausgesetzt ist, führt der Weg zur anderen Seite. Für Leonidas kein Problem! Das eh‘ schon spärliche Mienenspiel unseres Begleiters ließ zumindest keinen anderen diesbezüglichen Rückschluss zu. Wie bei diesem Wasserfall, so handelte es sich auch bei den anderen Gewässern nicht um Bäche der Art, die wir von zu Hause kennen, sondern um feldgründige, mehr oder weniger reißende Gewässer, in der Regel in einer engen Schlucht gelegen; so war es nur selten möglich, von Stein zu Stein zu gehen, sondern alle Beteiligten mussten einen oder mehrer Füße ins Wasser stellen. Stege waren oft in reichlicher Höhe über diese Schluchten gespannt und auch nicht immer „blickdicht“. Wir haben uns an den Tipp gehalten, dem Esel Zeit zu lassen. Das sah dann so aus: Leonidas hat an jeder entsprechenden Stelle sorgfältig die Einzelheiten betrachtet, gelegentlich einen Schluck des Wassers genommen, und Wert darauf gelegt, dass seine Begleiter sämtlich anwesend, sprich: sichtbar, waren. Dann erfolgte die Durchquerung sachte, aber entschlossen und Schritt für Schritt. Bei hohen Stegen, die ihm offensichtlich nicht geheuer waren, haben wir ihm Gelegenheit gegeben, sich von der Unmöglichkeit eines Durchwatens persönlich zu überzeugen, wonach der Steg ohne Murren überwunden wurde. Zwei oder drei Mal entschied Leonidas sich sogar für das Durchwaten und gegen den Steg, obwohl wir nachdrücklich davon abgeraten haben. In einem Fall hat mir seine Entscheidung ein nasses Bein eingebracht. Der Schreckensschrei meinerseits wurde nach kurzem Zucken mit ruhigem Abwarten - Hufe im Wasser - hingenommen.