Genusswandern mit Barfußschuhen?!

    Daniela B.
    06.09.2018
    Ein weißer Fleck auf der Wanderkarte - das, sagt man, ist das Valle Maira, vergessen und unbekannt. Doch gerade das reizte uns und versprach Abgeschiedenheit und Ruhe. Im Internet fanden sich nicht viele (deutschsprachige) Informationen und einer der ersten Links führte uns zur Seite von ReNatour. Die Möglichkeit der individuellen Wanderung mit ansonstem vollem Rundumservice begeisterte uns. "Nur" Laufen und sich um nichts sonst kümmern müssen, den Kopf voll abschalten können - herrlich!


    Nach spannender und schon landschaftlich reizvoller Anreise mit Bahn und Bus wurden wir an der Haltestelle in Stroppo mit dem Auto abgeholt, was uns einen ca. 90minütigen steilen Anstieg mit Gepäck ersparte und die rechtzeitige Ankunft zum Abendessen ermöglichte. Ooch, hier möchte man eigentlich gar nicht mehr weg ?


    Doch nach ausführlichem persönlichen Briefing von Maria Schneider und ihrem skeptischen "Mit diesen Schuhen wollt Ihr wandern?" starteten wir die Runde. Ja, wir hatten nur Zehenschuhe und Outdoor-Sandalen im Gepäck und schon mal vorweg - wir haben es an keiner Stelle bereut. Es waren landschaftlich atemberaubende Tage, begleitet von Myriaden an Grashüpfern, Schmetterlingen aller Art (und Fliegen), Vogelgezwitscher und ständigem Summen. Über uns kreiste der Adler, unten pfiffen die Murmeltiere. Durch aromatisch duftende Wiesen (Minze, Thymian und viele andere Kräuter) führte der immer gut gekennzeichnete Weg mal mehr mal weniger steil bergauf und -ab. Das Wetter war uns hold und meist schafften wir es, vor dem typischen Nachmittagsgewitter im Posto Tappa zu sein. Die Verständigung war einfach. Englisch funktioniert meist prima, ein paar Italienisch-Kenntnisse sind von Vorteil und werden mit Anerkennung belohnt. Oft wurden wir im Posto Tappa gleich mit der Frage ReNatour? begrüßt und alles war geklärt. In Elva nutzten wir die beschriebene Möglichkeit einer Abkürzung durch Autofahrt und ließen uns von der Wirtin ca. 6 km Straßenwanderung "abnehmen". Das war für uns mit ReNatour gratis, andere Wanderer mussten einen kleinen Obulus leisten. An diesem Tag war es Gold wert - kam doch das Gewitter deutlich früher als sonst und erwischte uns ganz oben auf dem Berg! Nun aber das Regencape übergezogen und schnell runter! An dieser Stelle waren wir das erste Mal froh über unsere Schuhe. Sie waren zwar komplett durchnässt, aber die Füße blieben warm und wir sind nicht halb so viel gerutscht wie unsere bestiefelten Wander-Kollegen. Getrocknet sind sie am nächsten Tag an den Füßen...


    Die Unterkünfte sind recht einfach, aber immer sauber. Wir hatten das Glück, meist ein Zimmer alleine bewohnen zu dürfen. So blieb das Oropax im Rucksack ? Das Lunchpaket war immer völlig ausreichend mit Brot, Obst und Snack gefüllt. Die Dose ist echt Klasse! Auch in diesem heißen Sommer blieb hierin ein Pfirsich auch bis zum Nachmittag ein tadeloses Stück Obst ohne Druckstellen und die Dose fühlte sich sogar recht kühl an. Unsere Notration Müsliriegel haben wir unangetastet wieder mit heim genommen... Und nun erst das Abendessen! Meist 5-Gänge-Menü und Essen bis zum Abwinken! Und Eines besser als das Andere. Selbst mir alter Mäkeltante hat (fast) ausnahmslos alles prima geschmeckt. Wer durchs Wandern Abnehmen will ist hier falsch!


    Alles in Allem eine wunderschöne Tour und gut organisiert. Wir hatten des Öfteren den Eindruck, "Premium-Wanderer" zu sein. Einziger Wermutstropfen: wir hätten gern eine Etappe mehr gehabt und einen Abstecher auf die Gardetta gemacht. Da müssen wir wohl nochmal wiederkommen. Apropos Alkohol: Genepy ist wirklich zu empfehlen!