Eintauchen in ein besonderes Tal

    Inge S.
    02.09.2018
    Ich begriff die Anreise als Teil des Urlaubs - mich allein auf etwas Neues einlassen. Für mich war klar, dass ich mit dem Zug anreisen werde und ich habe mir dabei einen Wunsch erfüllt: Ich habe mir ein Bett im Schlafwagen gebucht. Ich genoß es nachts durch Österreich und Italien zu fahren, aufzuwachen und nicht zu wissen, wo ich gerade war. Die Anreise hat super geklappt, auch weil alles sehr gut in der Broschüre "Genusswandern im Piemont" beschrieben war. Am Ende bin ich von Stroppo nach San Martino hochgelaufen und ich war überwältigt von dem Ort und dem Geist, der an diesem Ort herrschte. Es tat gut, dass ich den Nachmittag hatte, um anzukommen, mich auf den Ort einzulassen, die Menschen dort kennenzulernen, dass verwinkelte Haus zu erkunden. Dieser Tag fand einen wunderbaren Abschluss durch ein sehr leckeres Abendessen mit interessanten Menschen an einem großen Tisch mit Blick auf die Berge.

    Nach einer Einführung durch Sven ging es am nächsten Tag am späten Vormittag mit der Wanderung los. Es stellte sich heraus, dass eine gleichaltrige Frau auch an diesem Tag startete, gerne wollte ich sie kennenlernen so wanderten wir gemeinsam. Im Laufe des Tages stellte sich heraus, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten, so war es ein absolutes Geschenk für mich, diese Wanderung mit einem sehr angenehmen Menschen zusammen zu machen. Angekommen in Elva empfingen uns Akkordeonklänge. Trafen sich an diesem Tag junge und etwas ältere Akkoredeonspielerinnen und -spieler um gemeinsam zu musizieren. Wie schön ist es an einem Ort anzukommen und von echter Musik empfangen zu werden. Wir gesellten uns auf den Dorfplatz und waren in Bann gezogen von den Klängen der Musik. Es gibt ein Haarmuseum in diesem Ort. Wie arm waren die Menschen in dieser Gegend, dass Frauen ihre Haare verkauften und Frauen die Winter damit verbrachten, Haare zu sortieren und für den Verkauf fertig zu machen. Am nächsten Tag wanderten wir durch grandiose Berglandschaft, genossen unsere Gespräche, die Natur und kamen am Abend in Ussolo an. Wir wurden sehr herzlich empfangen und trafen auf eine andere alleinreisende Frau aus Belgien, mit der wir das Zimmer teilten. Zum Essen trafen wir uns in der Trattoria La Carlina und verbrachten den Abend am Tisch mit einem sehr netten Paar aus Tübingen. Wunderbares Essen, tolle Tischgespräche und der Wein trugen zu einem unvergesslichen Abend bei. Am nächsten Tag war das Ziel Ponte Maira. Ich war begeistert von der Unterkunft, ein frischrenoviertes Haus, in den Zimmern Lehmputz, Betten aus Holz und ein stehr stilvolles Bad, als Waschtisch wurde ein eine alte Kommode verwendet. Selten habe ich so ein geschmackvolles, mit Naturmaterialen renoviertes Haus gesehen. Das Essen in der Locanda Mistral war hervorragend, welch ein Abschluss eines Wandertages, in einem stilvollen Restaurant genüßlich ein mehrgängiges Menü zu genießen.

    Am nächsten Tag hieß das Ziel: Chialvetta. Wir entschieden uns für die kürzere Variante über den Colle Ciarbonet. Der Weg dorthin führte über den wunderschön gelegenen Campingplatz von Nino Perino. Wir trafen ihn und hatten eine sehr schöne Begegnung mit ihm. Vielleicht wäre das eine Option für das nächste Mal: Camping im Valle Maira. Wir bleiben oft stehen, staunen, schauen uns Dinge genau an und kommen daher oft erst spät am Nachmittag an. Macht ja nichts, das Gepäck ist bereits am Ziel und Abendessen gibt es oft erst ab 19 oder 19.30 Uhr. Dieses Mal war es einfach und doch gut, mit vielen Italienern im Raum. Welch ein Glück, die Deutschen waren in der Minderheit. Heute ging es nach Finello über den Colle Soleglio Bue. Hatte ich gedacht, dass die Unterkunft in Ponte Maira nicht getoppt werden könnte, wurde ich eines Besseren belehrt. Das Lou Pitavin ist fantastisch. Es liegt allein, hat einen traumhaften Ausblick und auch hier wieder alles so geschmackvoll eingerichtet und gestaltet. Das ganze erinnerte mich an Hochglanzmagazine, in denen außergewöhnliche Hotes und Restaurants vorgestellt werden, wohlwissend, dass sie in der Realität wohl nur halb so schön sind und vieles für die Fotos arrangiert wird. Jetzt tatsächlich an solchem einem Ort eine Nacht verbringen zu dürfen, war ein großer Luxus für mich. Und es war tatsächlich alles wunderschön, alles echt, als hätte man mich in eines dieser Hochglanzmotive hineingebeamt. Für mich war es Genuss pur. Der Tag begann mit einem außergewöhnlichen Frühstücksbüffet mit viel Liebe zum Detail. Heute war das Ziel Palent ein uriges Dörfchen auf 1480 m Höhe. Hier ging es wieder einfacher zu und gerade diesen Wechsel schätzte ich sehr. Am Abend waren wir eine kleine Gruppe, die sich zum Abendessen in der Locanda Palent einfand. Auch hier wieder sehr schön, dass wir alle an einem Tisch saßen, dass macht es viel einfacher mit den anderen Wanderern und Gästen ins Gespräch zu kommen.


    Am nächsten Tag kehrte Wehmut ein, war dies doch der letzte Wandertag. Der Weg führte hinab ins Tal, um dort en Fluß Maira zu überqueren und dann auf der anderen Seite hoch nach San Martino zu laufen. Wie vertraut einem dieser Ort doch jetzt schon war. Es war wie ein Heimkommen. Bekannte Gesichter warteten auf einen und ein letztes Mal hieß es, die wunderbare Aussicht und das leckere Abendessen in froher Runde zu genießen. Resümee: Ich dachte nicht, dass es in Italien solch ein wunderschönes, vom Massentourismus verschontes Tal gibt. Die Menschen, die es in dieses Tal zieht, sind besondere Menschen und es war eine große Berreicherung für mich, einige von ihnen näher kennenzulernen. Mit zweien werde ich sicherlich in Kontakt bleiben. Ich bin tief beeindruckt von den Menschen, die in diesem Tal die Idee hatten einen nachhaltigen Tourismus zu initieren, diejenigen, die die Posto Tappas betreiben und die alldiejenigen, die dazu beitragen, dass dieses Tal ein außergewöhnlicher Ort bleibt.