Kultur –Natur-Trekking-Wandern auf den Spuren der Walser im Gressoneytal (Italien, Aosta)

    Werner H.
    28.08.2018
    "Wir sprechen die gleiche Sprache wie die Leute von Zermatt und Sass-Fee auf der anderen Seite des Monte Rosa", so der Mann am Schalter des Walsermuseums von Gressoney de la Trinite.? Wem im deutschsprachigen Raum ist bekannt, dass hier im Gressonneytal auf der südlichen Seite des Monte Rosa (wörtlich des Gletscherberges, denn Rosa heißt Gletscher und hat nichts mit der Farbe bzw. dem Namen gemeinsam) mit der Einwanderung von Siedlern aus dem Wallis eine germanische/alemannische Sprache lebt. Seit dem 11. Jahrhundert hatten die Walser Land in Tälern der Viertausender Matterhorn und Monte Rosa urbar und vor allem steinfrei gemacht. Besonders auf dem Walserweg von Cialvrina bis Gressonney de la Trinite konnten wir die Zeugnisse der Walserkultur eng erleben. So war auf einem Gedenkstein am Wegrand in deutscher Schrift aus dem 19. Jahrhundert zu lesen, dass die junge Annetta Thedy einem Lawinenunglück an dieser Stelle zum Opfer fiel. Außerdem war der Aufenthalt in Alpenzu Grande einem typischen Walserdorf in 1800 m mit den wenigen Häusern eindrucksvolles Zeugnis einer vergangenen Zeit. Welche Mühe hat es gekostet mit den historischen Mittel einen solchen Weg zu bauen und mit Maultieren die Lasten darauf zu befördern?

    Die ersten beiden Etappen des Sentieri del Lys gingen von Etoile du Berger oberhalb von Lillianes nach Le Soleil und Barma. Die faszinierende teils hier bereits stelle Berglandschaft unterbrochen durch einige Almen konnte erfahren werden. Als wir in Refugio Barma am Morgen zur Etappe nach Gruba aufbrachen, informierte die Wirtin wohlbedacht, dass wir mit 8 bis 9 Stunden Gehzeit rechnen müssten. Wir waren nach 10 Stunden auf der anspruchsvollsten Etappe zufrieden aber ausgepowert angekommen. Das sind unsere Berge so der Wirt: "Nur steil auf und steil ab".

    Die nächste Etappe nach Cialvrina war ähnlich fordernd und wir entschieden uns bei der Ankunft im Tal ca. 2 Stunden zu sparen zumal ein heftiger Gewitterregen niederging. Ein freundlicher Herr brachte uns zur Unterkunft. Die Etappen ab Alpenzu Grande sind halbtägig gut zu bewältigen mit fast permanentem Blick auf den Gletscherberg. Leider konnten wir beim Abstieg von der Oresteshütte über den Col Salza aus Zeitgründen nicht mehr den Abstecher zum Hochliecht (Via Luce) 3100 m machen und so den Gletscher nochmal in eindrucksvollerer Nähe zu erleben. Steinböcke entschädigten uns dafür.


    Wir haben eine eindrucksvolle und anspruchsvolle aber auch zum Ende entspannte Bergtour erlebt. Stefono Ghisafi am Anfang der Tour: "In Italien gibt es nur Bergrenner und die anderen Leute wandern nicht oder kaum". Wir haben es genossen. Denn in dieser Einsamkeit den Sentieri de Lys zu laufen hätten wir nicht so erwartet. Bei gutem Wetter, am Morgen immer Sonnenschein, später nachmittags bewölkt und abends meist Niederschlag bedingt durch das Phänomen, dass die Warmluft des Südens auf die Kaltluft am Gletscher trifft, Feuchtigkeit kondensiert und in Form Niederschlag fällt, waren wir bestens bedient.


    Wir wünschen Stefano und alle seinen Freunden und den Wirten, dass die Politik ihr Engagement unterstützt und ein nachhaltiger Wandertourismus gelingen kann.