Einsames Eselwandern durch die Abruzzen

    Stéphanie A.
    30.10.2017
    In Goriano Valli angekommen wurden wir von Saskia und Giuseppe herzlich begrüsst. Schon am nächsten Morgen lernten wir unsere Esel Zaza und Passepartout kennen. Nach einer Einführung durch Saskia gings auch schon los. Gar nicht so schwierig dachte ich mir nach den ersten hundert Metern. Schon bald blieben Saskia und ihr Sohn zurück und gut gelaunt liefen wir den Berg hoch. Die Esel auch. Etwa 200 m. Dann ging gar nichts mehr. Weder ziehen, noch schubsen, noch gut zureden, noch schimpfen, noch unser Eselratgeber half. Die beiden Esel machten keinen Wank mehr; schlimmer noch, jedes Mal wenn wir zogen, machten sie ein paar Schritte zurück. Nach einer halben Stunde riefen wir telefonisch um Hilfe und die Rettung kam mit Giuseppe. Ein paar Worte und die Esel liefen los, als hätten sie nie etwas anderes getan. Giuseppe begleitete uns noch ein Stück und liess sich dann immer mehr zurückfallen. Irgendwie kamen wir den Berg hoch und erreichten ganz schön erschöpft das Refugio. Der erste Tag war definitiv mehr ein Eselziehen als ein Eselwandern.
    Am nächsten Tag dachten wir, unsere beiden Esel wären ausgetauscht worden. Sie liefen drauflos, als wäre nichts gewesen sogar an der gefürchteten Abzweigung vorbei. Von da an bestand unsere Hauptaufgabe darin, die beiden nimmersatten vom dauernden Fressen abzuhalten. Ziemlich schnell entwickelten wir ein Gespür, welche Blätter oder Gräser sie wohl als nächstes fressen werden wollen und konnten sie somit erfolgreich daran hindern ;-) (fast immer auf jeden Fall, wenn Passepartout erstmal nah genug an den Hagebutten war, gabs fast kein hindern mehr) Jeden Tag genossen wir die Wanderungen durch die einsame Natur, wunderschöne Landschaften und Stimmungen und wurden jeden Tag etwas langsamer, weil wir es liebten, den Eseln beim Fressen zuzuschauen. Wir verliebten uns richtig gehend in die beiden mit ihrer sanften und lieben Natur.
    Die Unterkünfte waren bestens organisiert und das Essen sehr fein. Vor allem im Agriturismo wurden wir kulinarisch unglaublich verwöhnt. Sage und schreibe 15 Gänge wurden uns aufgetischt, wovon wir zu Beginn natürlich nichts ahnten. Bei jedem Gang wurde unsere Gabel etwas schwerer und nachdem wir zum Schluss noch 4 Desserts gegessen hatten, konnten wir fast nicht mehr in den oberen Stock laufen. Das war wirklich unglaublich und alles fatto a casa.
    Schwersten Herzens mussten wir uns nach 5 Tagen von Passepartout und Zaza verabschieden. Wer einsame Natur und Tiere mag, muss diese Wanderung einfach machen, wir sind und bleiben begeistert.