Eselwandern im Parc National du Mercantour

    Georg G.
    07.08.2016
    Die Eselwanderung war schön. Es handelt sich nicht um eine Veranstaltung von Renatour, sondern Renatour ist nur der Vermittler. Der eigentliche Tourveranstalter ist ein kleines Familienunternehmen, das seit 30 Jahren in der Gegend Eselwandertouren organisiert, inzwischen in der zweiten Generation mit ca. 8 sehr sympathischen Familienmitgliedern und 43 Eseln.

    (Anmerkung ReNatour: ReNatour ist nicht Vermittler, sondern der verantwortliche Reiseveranstalter. Mit der Durchführung vor Ort ist seit vielen Jahren unser französisches Partnerunternehmen betraut.)




    Am ersten Abend trafen wir in Villeplane in der ökologischen Start-Herberge ein, die zu der Veranstaltungsfirma dazugehört. Ordentliches Essen, nette Atmosphäre, einfaches, aber sauberes und freundliches Zimmer.



    Am ersten Wandertag gab es erst eine Einweisung, die gut war. Dabei erhält man einen Esel. Unser Esel hieß Lulu. Lulu ist ein toller Esel, ca. 15 Jahre alt, gutmütig und folgt meistens aufs Wort. Esel machen diesen Job ca. 20-25 Jahre, er hat also noch ein paar Jahre vor sich, wir können ihn sehr empfehlen.



    Dann ging es los, wir waren mit vier Kindern unterwegs (13, 11, 9, 3 Jahre). Rückblickend war die Reise für das 3-jährige Kind als Wanderreise zu früh. Das 3-jährige Kind hat die Reise überwiegend auf dem Eselrücken absolviert. Das ist offiziell nicht erlaubt, wird aber bei so kleinen Kindern geduldet. Es ist nicht ganz ungefährlich, daher würde ich rückblickend wirklich erst eine Teilnahme ab 6 Jahren empfehlen. Die meisten Familien kommen aus DACH, Benelux und Skandinavien. Man kann zusammen mit anderen Eselfamilien wandern, muss es aber nicht.



    Am ersten Wanderabend kamen wir ziemlich erschöpft in Sauze an. Die Wirtin Bernadette und ihr Mann sind extrem nett, das Essen war lecker. Die Unterkunft war sauber und kühl, das war positiv, aber extrem spartanisch. Naja, egal, man schläft ja nur da.



    Am zweiten Wandertag ging es von Sauze zur St. Martin d?Entraunes. Die Wanderung war nicht so bergig wie am ersten Tag, aber dafür ziemlich lang. Sehr schöne Landschaft. Am späten Nachmittag kamen wir ziemlich erschöpft in St. Martin an. Übernachtung in einer schön gelegenen kleinen Pension bei Julie. Julie war freundlich. Das Essen war ok, das Zimmer auch hier ziemlich klein und spartanisch, aber ok.



    Am dritten Tag ging es von St. Martin zur Auberge des Aiguillees am Col de Champs. Die Wanderung war nicht sehr lang. Wir wurden ziemlich stark von Fliegen umflogen. Die Herberge liegt schön, ist aber ziemlich heruntergekommen, das Essen ist gut. Der Wirt ist ein spezieller Typ. Wer freundlich zu ihm ist, wird ordentlich behandelt. Wer ihm falsch kommt, bekommt seine unangenehm cholerische Seite zu spüren, der Mann hat eine extrem kurze Zündschnur. Ziemlich ungewöhnlich, da bekommt das Motto "Land und Leute kennenlernen" noch mal eine andere Bedeutung. Unser Zimmer war wiederum spartanisch und von Fliegen belagert, vor dem Schlafengehen haben wir in einer gemeinsamen Jagd ca. 150 Fliegen den Garaus gemacht. Unter Komfortaspekten grenzwertig, als gemeinsames Ferienabenteuer belebend.



    Am vierten Tag sind wir von der Auberge des Aiguilles nach Entraunes gewandert. Es war eine landschaftlich wunderschöne Tour. Abends kamen wir in einen Regen, es war der erste Regen, bis dahin immer nur Sonne. Wir waren für Regen nicht optimal ausgerüstet. Das würden wir künftigen Familien dringend empfehlen, besser zu machen. Mit Regenjacken, Regenhosen und wasserdichten Wanderschuhen sollte man wirklich gut ausgerüstet sein. Außerdem sollte man guten Mückenschutz mitnehmen, daran hatten wir nicht gedacht. Ggf. auch Moskitonetze für die Nacht. In Entraunes haben wir in einem kleinen Hotel übernachtet. In punkto Komfort war das Hotel zwei Klassen über den beiden vorigen Unterkünften. Der Wirt war noch ok, aber nicht sehr nett. Es gab abends Pizza und die Kinder haben es geliebt.



    Am fünften Tag sind wir von Entraunes zur Refuge de la Cantonniere gewandert. Landschaftlich spektakulär. Wir sind allerdings in Starkregen und Gewitter gekommen, das war unangenehm, weil wir wie gesagt nicht optimal ausgerüstet waren. Wir waren froh, als wir um fünf Uhr in der Refuge de la Cantonniere ankamen. Die Refuge ist wie eine Jugendherberge in den Bergen. Die einfache Unterkunft und das einfache Essen wurden wettgemacht durch die wunderschöne Lage und die besonders netten Herbergseltern.



    Am sechsten und siebten Tag erwartete uns der wandertechnische Höhepunkt. Den haben wir ausgelassen, weil unsere Sachen nass waren, weiterer Regen drohte und wir nicht unserer Ausrüstung vertraut haben. Außerdem wäre es dort mit unserer 3-jährigen Tochter schwierig geworden. Wir haben daher eine zweite Nacht in der Refuge übernachtet und sind dann einen Tag vorzeitig abgereist.

    (Anmerkung ReNatour: Die Wanderung empfehlen wir für lauffreudige, wandererfahrene Kinder ab 6 Jahren.)