Unterwegs im Südwesten Irlands

    Petra und Klaus L.
    17.06.2016
    Irland, die grüne Insel. Unsere Idee, die Insel zu besuchen, entwickelte sich schon im Winter letzten Jahres. Immer wieder hörten wir Berichte über ?tolle Landschaft, nette Menschen und natürlich den Wild Atlantik Way?.


    Aus der Idee wurde Planung. Schnell war uns klar, diese spektakuläre Küstenstraße mit 2.500 km schaffen wir nicht in einer Woche. Also suchten wir uns mit Hilfe unseres Reiseführers den südwestlichen Teil der Insel heraus. Diesen Teil der Insel, wo die Halbinseln wie Finger in den Atlantik ragen, wollten wir uns ansehen. Dazu suchten wir nach einem zentralen Ausgangs-punkt, besser gesagt eine Bed and Breakfast Unterkunft, von der aus wir unsere ausgewählten Ziele erreichen konnten. Und die war schnell gefunden, auf Empfehlung aus der Nachbarschaft. Die Öko-Pension von ReNatour.


    Am 3. Juni landeten wir in Dublin.
    Schon kurze Zeit später saßen wir in unserem Mietwagen und versuchten ?auf dem rechten Weg?, aber auf der linken Straßenseite quer über die Insel, an Cork, der zweitgrößten Stadt Irlands vorbei, die Ortschaft Ballyvourney zu erreichen. Hier bogen wir ab von der N22. Wir folgten der Wegbeschreibung die uns von ReNatour zugeschickt worden war. Aus einer schmalen Straße wurde ein noch schmalerer einspuriger Weg. Begrenzt durch Mauern oder Hecken. Als uns dann noch ein Auto entgegenkam war alles zu spät. So dachten wir. Doch der entgegen-kommende fuhr rückwärts bis in die nächste Ausweichstelle, winkte, grüßt freundlich mit ?how are you? und lies uns vorbei.


    Und dann standen wir vor dem Haus, leuchtend gelb im Kontrast zu dem satten Grün der Umgebung. Kaum waren wir ausgestiegen, kamen schon zwei kleine Hunde angestürmt und dann stand Susanne vor uns und begrüßte uns im reinsten schwäbischen Dialekt. Wir waren angekommen, im B&B Tir na Meala ? dem ?Land des Honigs?.


    Am nächsten Morgen. Der Hahn krähte und von der Wiese hörten wir die Schafe blöken. Der Blick aus dem Fenster war ein Blick in die herrliche Natur. Im Hintergrund die grünen Hügel mit den Schafen. Im Vordergrund der Garten mit den üppig blühenden Pflanzen und den Gemüsebeeten. David, Susannes Mann, er ist ein echter Ire, war gerade dabei die Ponys zu füttern. Die Hühner gackerten auf der Wiese bei den Teichen.


    Im sechseckigen Anbau war der Frühstückstisch schon gedeckt. Besonders die große Schüssel mit dem frischen Müsli und das selbstgebackene Brot regten unseren Appetit noch mehr an. Zwischendurch öffnete sich die Küchentür, Susanne blickte um die Ecke, strahlte uns an und wünschte einen guten Morgen.
    So gestärkt konnte der Tag beginnen.


    Für unsere Tagesausflüge hatten wir mehrere Ziele ausgesucht. Da war zunächst der ?Ring of Beara?, die Küstenstraße um die Halbinsel Beara, der im Vergleich zum ?Ring of Kerry? deutlich weniger befahren sein sollte, da dort die Straßen so schmal sind, dass sie für Busse und Wohnmobile nicht geeignet sind. Die Fahrt auf diesem Teil des Wild Atlantic Way war ein Erlebnis. Die zerklüftete Küste, die vielen Buchten, steile Berghänge, riesige Rhododendron-Büsche, die zu dieser Zeit in voller Blüte standen und wunderbare Aussichtspunkte von denen wir auf kleine Felseninseln und den Atlantik blicken konnten. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein.


    Und noch etwas fiel uns auf. Alle Verkehrs- und Straßenschilder waren zweisprachig. Die Region, in der wir uns aufhielten, war Gaeltacht Gebiet. Die gälische Sprache wird hier von vielen Einwohnern noch gesprochen.


    Die Dingle Halbinsel war ein weiteres Ziel. Im Gegensatz zur Halbinsel Beara gibt es hier herrliche lange Sandstrände, zum Teil eingebettet in Felsbuchten, Dünenlandschaften, so wie wir sie von unseren Küsten kennen und so schmale Straßen die unsere ganze Aufmerksamkeit erforderten. Besonders bei der Fahrt über den 457 m hohen Connor Pass wird die Straße von Fels-überhängen eingeengt und erfordert viel Geschick wenn dann plötzlich ein entgegenkommen-des Fahrzeug auftauchte.
    Der für uns absolute Höhepunkt aber war die Fahrt zur Halbinsel Mizen. Hier am südwestlichsten Punkt Europas erlebten wir die Dramatik des Atlantiks. Steile Klippen, hoch aufragende Felsen mit tiefen ausgewaschenen Einschnitten und Höhlen. Von den Aussichtspunkten in schwindelerregender Höhe erlebten wir die Wucht der anrollenden Wellenberge und beobachteten die hochaufschäumende Gischt.


    Es war dann immer wieder schön ?nach Hause? zu kommen. Susanne und David waren geduldige Zuhörer wenn wir von unseren aufregenden Tageserlebnissen berichteten. Bei einem Guinness (oder auch zwei) saßen wir in der Bibliothek, die über dem Frühstücksraum lag, sprachen in deutsch-englischen Kauderwelsch über Land und Leute und Susanne gab bei der Gelegenheit auch das eine oder andere Rezept ihrer Backkunst preis.


    An einem Morgen hatte sie für uns ein echtes irisches Frühstück zubereitet. Als sie die Teller servierte war uns klar, dass schaffen wir nie. ?Ihr seid hier in Irland, ihr habt Zeit, auch beim Essen?, war ihr Kommentar dazu. Und tatsächlich, wir haben es geschafft, die nächste Mahlzeit nahmen wir dann wieder abends im Pub an der Hauptstraße ein.


    Bleibt noch anzumerken, dass wir nicht nur der Atlantikküste unsere ganze Aufmerksamkeit schenkten. Ein Fahrt mit dem Linienbus nach Cork, verbunden mit dem Besuch des ?English Market? sowie ein erholsamer Tag im Killarney Nationalpark mit dem Muckross House, den Seen bis hin zum Torc Waterfall rundeten unseren Irlandtrip ab.


    Unser Fazit: Die grüne Insel Irland, die faszinierende Landschaft, die freundlichen Menschen, die Musik, die wir auf Straßen und in Pubs hörten und nicht zuletzt das B&B, mitten in der gesunden Natur im Südwesten Irlands, haben uns gutgetan.
    Bye bye Irland, bis bald mal wieder.


    Petra und Klaus Lüdcke