Nur Inseln, Wind und Wasser

    Amei F.
    09.09.2019
    Nachdem außer meinem Mann noch niemand von uns gesegelt war, waren wir überrascht, was uns auf unserer einwöchigen Segelreise erwarten wird. Insgesamt gab es Höhen und Tiefen, aber die schönen Momente überwogen. Mein Mann und die Kinder sind sich einig, dass das ein Urlaub ist, den wir wiederholen wollen. Überraschend gut hat letztlich das Zusammenleben auf engem Raum mit zwei fremden Familien und dem Skipper geklappt, was natürlich immer wieder Kompromisse erforderte. Wir waren als Familie zu fünft an Bord, mit uns ein Vater mit Sohn und eine Mutter mit Sohn und eben der (Wiener) Skipper. Unser Boot hatte 5 Schlafkabinen mit jeweils 2 Schlafplätzen. Die zwei Kabinen im Heck mit recht großzügigem Doppelbett, dann ein kleines spitzzulaufendes Doppelbett im Bug und an der Seite 2 Kabinen mit Stockbett - was gut für die Kinder ging, für Erwachsene doch beengt (aber es ging). Die Betten waren frisch bezogen und für jeden lag ein Handtuch bereit. Der arme Skipper schlief auf dem Sofa oder im Freien. Mit den Toiletten musste ich mich erstmal anfreunden, sie funktionierten mit Meerwasserpumpe. Toilettenpapier musste in einen Müllsack. Denn was in die Toilette ging, ging ungefiltert ins Meer, so dass diese im Hafen idealerweise nicht genutzt werden sollte. Es gab allerdings 3 Toiletten auf dem Schiff, so dass in unserem Fall jede Familie eine Toilette für sich hatte. In den Toiletten gab es auch einen Wasserhahn zum Zähneputzen, der rein theoretisch rausgezogen werden konnte und als Dusche benutzt werden konnte - allerdings hatten wir nur genug Wasser, wenn dieses im Hafen aufgefüllt werden konnte. An unserem letzten Segeltag ging uns dann, auch ohne dass jemand geduscht hatte, das Frischwasser aus (wir hatten aber noch Kanister mit Trinkwasser), so dass man beim Spülen kreativ werden musste. Mit Salzwasser wurde das Geschirr auch sauber. (Heißwasser gab es eh nur, wenn der Motor lief oder gerade gelaufen war). Eingekauft war reichlich, allerdings nicht für bestimmte Mahlzeiten, so dass wir teilweise die Vorräte aufstockten bzw. kreativ werden mussten, auch viele Süßigkeiten und Snacks waren an Bord. Getränke (ausser Alkohol) ebenfalls: Milch, Saft, Sprudel, Wasser. Es gab einen Herd und einen Kühlschrank, einen Tisch zum Essen und Spülen im Schiff und draussen. Am Tisch draussen war Platz für ca 8 Personen, die übrigen saßen dann in 2. Reihe oder auf den Plätzen hinter dem Steuer. Gekocht und gespült, Tisch gedeckt usw wurde von den Familien. In Zadar und in einer Bucht waren wir in Restaurants, sonst haben wir uns abgesehen von der Eisdiele in Sali selbst versorgt.


    Schwimmwesten waren reichlich vorhanden, aber ausser von unserem fünfjährigen Nichtschwimmer wurden diese von niemandem genutzt. Wir hatten aber auch nie stürmische See, seekrank ist auch niemand geworden. Wir haben insgesamt 4 Nächte in Häfen (2 x in Zadar, 1 x in Sali, 1 x in Dugi Otok) verbracht, wobei insbesondere die Nacht in Sali sehr laut war, da auf den Booten neben uns Party gemacht wurde. 3 Nächte lagen wir in Buchten vor Anker, wo man von Deck den Sternenhimmel genießen konnte. Das Segeln an sich hat allen Spaß gemacht, vom 5jährigen bis zur 17jährigen und auch den Erwachsenen. Bei ruhiger See konnte man überall an Bord liegen und lesen, nur für die Spielkarten war bei fahrendem Schiff zu viel Wind, so dass die Kinder auch immer wieder unter Deck am Tisch saßen. Wir hatten einen sehr langen Segeltag mit 18 Seemeilen, alle anderen Etappen waren deutlich kürzer. Immer wieder gab es Gelegenheit in glasklaren Badebuchten zu baden, und Fische, wenige Korallen und viele Seegurken zu bewundern. Es lohnt sich den Schnorchel mitzubringen, aber man sah auch so sehr gut durch das klare Wasser. Ein Highlight für die Kinder war auch das von der am seitlich ausgestellten Baum baumelnden Boje zu springen bzw. das mitgeführte Stand-up-Paddle-Board auszuprobieren. Und natürlich die Schatzsuche, für die es jeden Tag neue Hinweise gab - wer kann schon von sich sagen, dass er mit einem echten Boot auf den Spuren von Piraten wandelte....


    Für mich war der schönste Tag der Besuch des Nationalparks Telescica mit Salzsee und Steinmännchen und Sonnenuntergang von den Klippen (von denen die mutigeren Kinder auch ins Wasser gesprungen sind). Die einzige Stelle übrigens von der aus am Horizont nur Meer zu sehen war, sonst waren wir stets zwischen den unzähligen Inseln unterwegs.


    Toll war, wie gut die sehr unterschiedlichen Kinder miteinander auskamen und wie aus Fremden in dieser Woche ein Team wurde - und natürlich den Wind im Gesicht zu spüren und sich nur durch Windkraft voran zu bewegen.


    Zadar hat übrigens eine sehr schöne weiße Altstadt, die es lohnt, dort noch einen Tag zu verbringen, günstige Ferienwohnungen gibt es reichlich.