Orphée aller! - Eine Traumwoche in den Vogesen

    Matthias P.
    02.02.2016
    Im Oktober 2015 wollten wir, eine Familie mit 2 Jungs von 7 und 10 Jahren, mal etwas ganz anders machen - eine Woche mit dem Pferdewagen durch die Vogesen. Das klang wirklich verlockend und versprach pures Abschalten von der heutzutage alltäglichen Hektik, dem Medienrummel und auch von Handy und Computer! Und sogar noch mehr, wir sollten die letzten sein, die in dieser Saison unterwegs waren. So ging´s nun wirklich die ganze Route allein auf uns und unser Pferd Orphéee gestellt durch die Lande. Sonst fahren nach Aussage der netten Dame, die uns empfangen hat, vielleicht noch 2-3 andere Wagen pro Route mit.


    Durch die perfekte Reiseplanung von RENATOUR, waren wir gut vorbereitet. Wegbeschreibung, Karten sowie viele nützliche Hinweise (z.B. zur Lebensmittelversorgung unterwegs) ließen keine Zweifel aufkommen, dass es ein Sehr schöner Urlaub werden würde. Selbst für Leute wie uns, die praktisch keine Erfahrung mit Pferden haben, wäre alles kein Problem (Wenn man bestimmte Regeln einhält).


    Obwohl die Saison quasi vorbei war, wurde der Pizzaofen des angeschlossenen Restaurants am Ankunftsabend extra für uns nochmal angeheizt. Die erste kalte Nacht im Wagen auf dem Hof bei 0°C hat bewiesen, dass der kleine Elektroheizer eine wohlige Wärme erzeugen kann und man sich auch nach einem Schmuddel-Tag im Herbst abends im Roulotte gemütlich machen kann. Nach einer Stunde Einweisung und ?Abnahmeprüfung? in Französisch am nächsten Morgen durch Cedric, waren wir ausreichend gewappnet, uns ins Abenteuer zu stürzen. Unser Pferd Orphée war sehr stark, aber ebenso zahm. Sie ließ sich von uns immer in aller Ruhe und ohne murren auf- und abzäumen und kannte ihren Weg meist selbst. Auch das morgendliche Einsammeln von der meist großen Koppel war kein Problem.


    Auf den meist asphaltierten schmalen Wegen mit kaum Autoverkehr kommt man gut voran, allerdings nie schneller als Schrittgeschwindigkeit. Dies bedeutet, dass man in Ruhe nebenher laufen kann und an Steilstücken auch das Pferd durch Schieben des Wagens unterstützen sollte. Auf den wenigen schlechten Wegstücken mit vielen Schlaglöchern ächzt der Wagen ganz schön und man muss hinterher aufräumen. Die Kinder fanden die Schaukelstücke allerdings sehr amüsant. Aber auch kurze Stücken auf großen Straßen mit schnellem Verkehr hat unser treues Pferd mit Bravour gemeistert. Die vorgeschriebenen ausgiebigen 1 bis 2 Pausen genießen Pferd und Besatzung gleichermaßen. Oft war Orphée nur schwer zu überzeugen, den Mittagsschlaf zu beenden ?.
    Im Herbst kann das reichhaltige Steinpilz-Angebot am Wegesrand für ein üppiges Abendessen sorgen, z.B. wenn man das Angebot der Gastfamilien zum Abendessen mal nicht wahrnehmen will. Allerdings verpasst man dann die Gastfreundschaft und Kochkunst der Einheimischen und nette Bekanntschaften. Zum Nachtisch gibt?s dann noch die am Tag gesammelten und nun auf dem Feuer gerösteten Esskastanien.


    Auf unserer Route, die uns nördlich im Bogen um Darney führte, gab es nur einmal die Möglichkeit, etwas einzukaufen. Verpflegung muss also möglichst vollständig mitgebracht werden. Natürlich kann man hier und da auch beim netten Bauern oder den Gastfamilien frische Feld- und Gartenfrüchte bekommen ? und wenn es die letzten Tomaten des Jahres sind! An einer Station wurden Grillfleisch und Würste sowie Riesengrill incl. Feuer angeboten, so dass wir auch die Grillsaison zünftig ausklingen lassen konnten.


    Alles in Allem war es eine sehr runde Sache, die wir auf jeden Fall weiterempfehlen können. Wir sind das beste Beispiel, dass das auch ohne Vorkenntnisse mit Pferden hinzubekommen ist. Man kann total entschleunigen und mal ein Gefühl dafür bekommen, was Reisen noch vor knapp 100 Jahren bedeutet hat!


    MaPre.