Urlaub mit 1 PS!

    Anita H.
    08.10.2016
    Eigentlich hatten wir uns gedacht, das kann doch nicht so schwer sein, Pferdeerfahrung ist vorhanden, gewisse französische Sprachkenntnisse auch und die Anreise ließ sich auch noch gut organisieren. In der Station in Fontenois-la-Ville wurden wir dann ja auch schon mal sehr nett empfangen und instruiert, die Stute Loraine uns vorgestellt und die ersten Schritte des Einspannens erklärt. Erst auf französisch und am nächsten Morgen noch durch eine deutsch sprechende Mitarbeiterin. Im Wagen selbst hatten wir uns schnell eingerichtet und zurechtgefunden, zwei Personen sind imZigeunerwagen ja noch ganz gut unterzubringen.


    Aber dann - am nächsten Morgen gleich nach der Ausfahrt vom Hof stießen wir schon an unsere Grenzen, als es daran ging, den Wagen bergab abzubremsen. Tamara und ein Helfer standen uns noch einige Zeit lang tatkräftig zur Seite, aber bis sich das erforderliche "Bremsgefühl" einstellte, sollte es noch eine Weile dauern! Die Gegend der Haute-Saone ist zwar kein steiles Gebiet, aber auch kein reines Flachland! Eine Herausforderung vor allem für das Pferd, da es bergauf doch kräftig anziehen muss, während es beim Bergabfahren darum geht, schon kleinste Gefälle mit den Bremsen abzufangen und dem Pferd sofort das Gefühl zu geben, dass ihm der Wagen sozusagen nicht "in die Hacken fährt". Also nicht ganz einfach, aber mit jedem Tag ging es besser, wir wurden immer entspannter (im wahrsten Sinne des Wortes - das Ein- und Ausspannen ging uns bald leicht von der Hand) und vertrauter mit unserem Zugpferd. Ein großes Kaltblut ist mit unseren zwei Fjordys zuhause doch nicht unbedingt zu vergleichen...


    Nach einigen Tagen erkannten wir dann auch die wahre Bedeutung der Bezeichnung "Helden der Landstraße" und kutschierten genüsslich durch die Gegend, aßen abends bei den Gastgebern an der Station wie der sprichwörtliche Gott in Frankreich und schliefen jede Nacht in unserem Wagen wie die Murmeltiere. Unsere Meinung hat sich in Windeseile gewandelt: von "oh Gott worauf haben wir uns da nur eingelassen" am zweiten Tag und bis hin zu "Schade dass es bald vorbei ist" am vorletzten und letzten Tag. Und nun würden wir es jederzeit wieder machen wollen!


    Ein Abenteuer, wie es wohl auch nur noch in Frankreich auf dem Land möglich ist, mit vielen kleinen kaum befahrenen Sträßchen, stillen und kleinen Dörfchen und vor allem viel Natur. Die reinste Wohltat wenn man aus unserem zugebauten und überbevölkerten (Süd-)Deutschland kommt.