Erholung am grünen Band

    Vera K.
    03.11.2015
    Auf den letzten Kilometern zur Biopension wechseln wir so häufig die Landesgrenze, dass wir verwirrt sind in Niedersachsen zu sein. Die Orientierungslosigkeit passt jedoch auch irgendwie, denn das idyllische Dorf Weißenborn vermittelt uns sowieso den Eindruck, wir seien in einem Bilderbuch gestrandet.


    Empfangen werden wir auch gleich von einer bunten Truppe Reiter- und Reiterinnen, die sich am Dorfanger unter der alten Linde formatieren. Ein zuvorkommender Gast führt uns über den kleinen, romantisch verwinkelten Hof.


    Es herrscht auch eine freundliche Atmosphäre im Gebäude. Unser Familienzimmer ähnelt einer rustikalen Bauernstube. Jonathan macht es sich gleich heimelich und stellt seine selbstgebastelte LED Heloweenkerze (die er zu meiner Verwunderung aus seinem Rucksack zaubert) in das, mit den Gastgebern gemeinsam genutzte, Wohn- und Heizzimmer.
    Hündin Sira schläft vor unserer Tür. Die Kinder können ihr Glück kaum fassen. Sira ist sehr geduldig, sie duldet sogar Johanna, die sich zu ihr unter die Treppe kuschelt.


    Im sehr privat anmutendem Speise- und Aufenthaltsraum ist es, wenn auch eng und beizeiten laut, sehr gemütlich. Liebevoll gestaltete Gästebücher und Alben mit gemalten Pferdebildern der kleinen Besucher liegen hier aus und für ein Sofa und ein Schaukelpferd ist auch noch Platz.


    Das beste jedoch ist unsere vorzügliche Verköstigung. Frau Langer verwöhnt uns mit selbstgebackenem Brot, köstlichen Aufstrichen, vorzüglichen Wurst- und Käsespezialitäten und regional-saisonalen Produkten, die überwiegend aus eigener Herstellung stammen. Das selbstangesetzte Müsli mit frisch geernteten Früchten erinnert mich an Naturkosthochzeiten meiner Mutter in den 80ern.

    Benni, ein jugendlicher Praktikant, der zuvor jahrelang hier Gast war, verhilft uns zu unserem Shetty- Führerschein (und später noch, gemeinsam mit zwei weiteren jugendlichen Praktikantinnen für informelle abendliche Kinderbetreuung).


    Nun genießen wir Ponywanderungen in Eigenregie. Bei dieser vorherrschenden Harmonie haben wir fast die ausgeschriebene Kinderbetreuung vergessen. Mit Gitarre und Hündin Sira geht es in den Steinbruch. Den Kindern gefällt es so gut, dass sie uns auf der nächsten Ponywanderung gleich alles vor Ort zeigen und erzählen wollen.


    Wir genießen die freie Zeit (volle drei Stunden) auf zwei Drahteseln, die im Schuppen zur Verfügung stehen und erkunden die hügelige Umgebung und überqueren dabei, vermutlich mehrfach, die ehemalige innerdeutsche Grenze.

    Im Herbst sind wir immer sehr ruhehungrig; hier haben wir wirklich entschleunigt.
    Ich habe ein Buch zu Ende gelesen!

    Die Eheleute Langer sind herzlich, authentisch und mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit wahnsinnig fleißig.