Sonne, Aussichten und Menüs

    Christhard H.
    19.09.2014
    Ich fange mit einem Lob an, das kaum zu übertreffen ist. Für meine Frau war es "der schönste Urlaub, den wir je gemacht haben". Sieben Etappen im Valle Maira, acht phänomenale Abendessen und das Glück, nicht einmal nass geworden zu sein - das war unsere Rundtour durch das friedliche Piemont-Tal. Wir, meine Kinder im Alter von neun und elf Jahren, meine Frau und ich, haben acht erholsame, lehrreiche und manchmal sogar abenteuerliche Wandertage erlebt. Die Touren sind nicht leicht, aber wer will schon spazieren gehen? Die Touren sind anstrengend, aber dann schmeckt es abends sehr viel besser. Die Touren sind individuell, wir machten Pausen, wo es uns gefiel, wir gingen schnell, wenn wir Lust dazu hatten, und wir gingen langsam, wenn wir das Panorama - etwa den Blcik auf den Mon Viso genießen wollten, und wir fühlten uns gut betreut, wenn wir wie auf dem Weg nach Palent einen Umweg etwas abseits des Hauptwegs machten. Natürlich ist manche Unterkunft, etwa die in Elva, recht spartanisch, vielleicht sogar etwas muffig, doch die Herzlichkeit der Wirtsleute wiegt solche Einschränkungen schnell wieder auf. Und letztlich wär es ja auch eintönig, wenn überall nur Luxus pur herrschte und man im Rückblick nicht besonders über eine komfortable Bewirtung schwärmen könnte nach einer etwas entbehrungsreicheren. Faszinierend an der Rundtour durch das Tal sind immer wieder die verlassenen Ortschaften, die überwucherten Äcker, die eingestürzten Steinhäuser, die verlassenen Gehöfte und die daraus entstehenden Gedanken an die Flucht ganzer Generationen in die Städte, Annehmlichkeiten und Arbeitsmöglichkeiten der Poebene.Stramm sind wir gewandert, mit jedem Tag wurden wir stolzer ob unseres Pensums und mit jedem neuem Quartier wuchs die Anspannung, mit welchen Speisen wir heute würden bekocht werden. Und nicht selten sind wir nach den späten Menues gleich nach dem Essen ermattet in die Kissen gesunken. Geschlafen haben wir wie lange nicht - trotz Etagenbetten oder Toiletten außerhalb der Zimmer. Genossen haben wir manchesmal die Erzählungen der Wirtsleute über vergangene Zeiten - speziell am reich gedeckten Tisch in Palent oder in Chialvetta.Natürlich war es angenehm, ohne Gepäck zu wandern und abends die Reisetaschen im nächsten Quartier vorzufinden - dank Sherpabus.Es ist ein kleines Dilemma : eigentlich sollte man wünschen, dass das Valle Maira so unentdeckt bleibt wie es ist, andererseits wäre den Bewohnern und den Pensionsbetreibern ein größerer Zuspruch an Touristen zu wünschen.Wir jedenfalls werden noch einige Ecken entdecken wollen.