Roulotte

    Daniel G.
    04.05.2011
    Hallo ! Ich berichte über eine interessante Art des Reisens die nicht nur in Frankreich angeboten wird. Wir sind eine Woche lang mit einem Zigeunerwagen (Roulotte) auf einer geplanten Strecke durch die Vogesen gefahren. Wir sind mit einer befreundeten Familie zusammen gefahren. Einen Hund hatten wir auch an Bord. Jede Familie hatte ein Roulotte. Einen Roulotte kann man sich als eine Art Wohnmobil aus Holz vorstellen (siehe Bild weiter unten). An den Stationen wird man an die Stromversorgung angeschlossen und hat neben elektrischem Licht sogar einen Kühlschrank. Am Basisort erhält man 2x eine ausführliche Einweisung wie man das Pferdegeschirr anlegt und das Pferd einspannt. Das erste eigenständige einspannen wird überprüft und die ersten Meter fährt ein Mitarbeiter mit um das Lenken und vor Allem das Bremsen (Bergab) zu üben. Dann ist man mit dem Tourenplan auf sich gestellt und fährt mit Karte und Anleitung von Station zu Station. Für Notfälle hat man mehrere Telefonnummern im Plan. Die Tagesstrecken sind zwischen 15 und 20 km. Das klingt sehr wenig, aber man hat durch die ungewöhnliche Art der Fortbewegung trotzdem beinahe den ganzen Tag zu tun. Pferd vor dem einspannen bürsten, Geschirr anlegen, einspannen. Bei der Pause dann abspannen, mit Wasser und Futter versorgen und wieder bürsten usw. Mit uns sind weitere Gruppen gestartet, aber es gibt drei verschiedene Routen und daher hat sich keine Karawane gebildet. Die Stationen sind Privathäuser, Bauernhöfe oder sogar mal der Platz am Gemeindezentrum. Es ist immer spannend an einem anderen Ort anzukommen. Die Sanitäreinrichtungen sind meistens in Ordnung. Meist befindet sich Sitzgelegenheiten vor Ort (draußen). Die Gastgeber sind freundlich und hilfsbereit. Ein paar Brocken Französisch sollte man können denn Englisch oder Deutsch spricht hier niemand. Die Landschaft ist herrlich urtümlich und teilweise sehr einsam. Viele Häuser verfallen leider. Die Gegend ist sehr Strukturschwach und hat auch keinen nennenswerten Tourismus. Leider läßt es sich von der Streckenführung nicht immer vermeiden, auch mal ein Stück Landstraße zu fahren. Die Autofahrer sind aber alle freundlich. Sie winken, grüßen und manche halten an um uns zu Fotografieren. Man kommt durch kleine Dörfer, hält am Brunnen (Pferde haben ja auch Durst) und Vorschläge für Rastplätze sind auf der Karte eingezeichnet. Wir haben uns nicht immer daran gehalten. Manchmal haben wir die beiden Roulottes am Wegrand abgestellt weil uns eine Blumenwiese zum Picknick eingeladen hat. Die Pferde werden dann ausgepannt und können grasen und ausruhen. An den Stationen kann man jeweils einen Tag vorher Essen bestellen. Wir haben uns jedoch selbst versorgt und haben dieses Angebot nur am letzten Rast in Anspruch genommen. Man muss vorher ausreichend einkaufen. Man kommt selten an einem Geschäft oder einer Bäckerei vorbei. Und wenn man dort ist, heißt das ja noch nicht, dass der kleine Dorfbäcker gerade dann geöffnet hat. Für die meisten Teilnehmer war es mehr ein WANDERURLAUB. Die Strecken gehen durch hügeliges Gebiet und man will die Tiere bergauf nicht mit dem Gewicht einer ganzen Familie belasten. Bergab wurde dann immer mal wieder komplett aufgesessen. Den Wagen mit dem vollen Gewicht dann zu bremsen ist schon eine echte Herausforderung. Man muss so stark bremsen damit das Pferd den Wagen nicht auf das Hinterteil geschoben bekommt. Zwei unserer Mitreisenden waren Rollifahrer. Die meisten Strecken eignen sich ganz gut für einen trainierten Menschen dort zu fahren. Wenn dann zu steinig oder zu steil wird muss dann eben das Pferd ziehen. Hinten am Roulotte ist ein Fahrradhalter. Dort haben sich die Zwei auch manchmal festgehalten und sich unterhalten. Das klingt jetzt alles recht malerisch und verträumt. Aber wer die reine Entspannung sucht ist hat die falsche Reise gebucht. Die Kutsche zu lenken und für das Pferd angemessen zu sorgen erfordert den ganzen Tag Aufmerksamkeit. Bergab muss kräftig gebremst werden und die Leinen einfach loszulassen oder mal vom Wagen wegzugehen ist auch nicht so einfach möglich. Unser Pferd wollte manchmal allein weiter und eine Person musste daher immer am Wagen bleiben. So ein Tier kann auch etwas eigenwillig sein was auch Interessant ist :-) Auch das Ein und Ausspannen ist Arbeit. Man hat Abends das Gefühl etwas geleistet zu haben und kann den Rotwein und das Baguette richtig genießen. Insgesamt ein SUPERERLEBNIS !!! Kann man nur weiter empfehlen! Daniel