Ankommen: Urlaub in der Jurte

    Stephanie V.
    03.08.2010
    Mitten in der Nacht erreichen wir das Camp, mein schlafendes Kind und meine Koffer werden in die Jurte getragen, dann bin ich allein. Ankommen. Betrachte das Sternenmeer und komme langsam zur Ruhe. Ich teile eine Jurte mit meinem Sohn Lasse, alles ist sauber, die Betten gemütlich, wir fühlen uns sofort wohl. Von unserem Tischchen vor der Jurte schauen wir auf die Terasse der Doppeljurten gegenüber. In der einen wohnt Benni mit seiner Mama. Mit ihnen sind wir heute Nacht angekommen und die Kids haben sofort Freundschaft geschlossen. Obwohl Lasse mit seinen 4 1/2 Jahren mit Abstand der jüngste ist, sehe ich ihn in den folgenden 2 Wochen hauptsächlich mit roten Bäckchen und strahlend mit den anderen Kids über das Camp düsen. Von 6 - 13 Jahren, alle haben ihn sofort akzeptiert und er wird getragen, gekuschelt und integriert. Es finden sich mal Gruppen zum Fußball spielen, mal sind Spiele wie "Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser" angesagt. Dabei finden die Kinder selbst zu ihren Spielen, es ist schön zu beobachten, wie sie ohne Dauerbespaßung viel Freude haben. Während Lasse mit seinen neuen Freunden unterwegs ist, habe ich die Möglichkeit, entspannt an meinem sofort entdeckten persönlichen Lieblingsplatz zu chillen: die Hochebene mit den vielen Kissen direkt am Strand. Und mich mit den anderen Eltern zu unterhalten. Alle sind aufgeschlossen, es gibt auf Anhieb viel zu erzählen und ich nehme ein paar neue Freundschaften mit nach Hause. Einige sind allein mit ihren Kindern hier wie ich, andere mit der ganzen Familie unterwegs. Es ist eine angenehme Mischung, es wird Rücksicht genommen und jeder hat auch ein Auge auf die Kids der anderen. Die Abende vergehen in geselliger Runde bei Wein und Bier. Tagsüber findet sich immer mindetens eine Gruppe zu Gesellschaftsspielen. Am Montag geht es nach Assos, dank Christianes ausführlicher Beschreibung der Tour am Vorabend kann auch ich als Kontrollfreak enspannt genießen. Alle Ausflüge sind so geplant, dass man viel sieht und erlebt, es aber dabei nie stressig wird. Am darauffolgenden Tag überrascht mich mein quirliges Kind mit anhaltender höchster Konzentration: beim Troja Pferdchen basteln ist er so versunken, dass er sogar den Mittags-Snack vergisst! Mir passiert das selbe in der folgenden Woche beim Schmuck basteln. Die Atmosphäre unter dem Sonnendach mit Blick auf die wunderschönen Olivenbäume beflügelt die Phantasie und lässt einen alles vergessen. Während des bastelns lauschen wir Christianes Geschichten und Erzählungen über Kultur und Geschichte dieses wunderbaren Ortes. Es entstehen unglaublich schöne Pferdchen, Filztaschen und Schmuckstücke in den 2 Wochen. Dabei ist es schon fast eine Sünde, ein Essen zu verpassen: es ist köstlich! Allein in die Vorspeisen hätte ich mich allabendlich reinsetzen können! Bei 4 Gängen findet jeder etwas, das ihm schmeckt. Die Platten und Schalen, in denen das Essen angerichtet ist, werden wie in einer großen Familie herumgereicht. Am Freitag gewährt uns Ruhsar sogar einen kleinen Einblick in ihre Kochkunst. Unter ihrer Anleitung rollen wir Sigara Börek, die auch sofort verputzt werden. Nach der ersten Woche ziehen wir um, von der Jurte ins Zelt. Meine anfängliche Skepsis (ich bin nicht so der Zelt-Typ) legt sich sofort: das Zelt ist geräumig und sehr gemütlich. Außerdem ist es näher am Wasser und kühlt nachts schnell ab. Die Abenteuer-Woche verdient ihren Namen im positivsten Sinne. Sowohl Lasse als auch ich genießen das herrliche kribbeln im Bauch und das Gefühl von Abenteuer, als wir im offenen Jeep richtung Nationalpark fahren. Erst fliegen die Haare auf der Küstenstraße, dann schaukelt und hüpft es auf den Waldwegen im Park. Es geht vorbei an unberührten Kiefernwäldern, steilen Schluchten und herrlichen Ausblicken. Oben angekommen gibt es einen Mittagssnack, die Trinkflaschen werden mit glasklarem Gebirgswasser aufgefüllt und weiter geht’s zu Fuß über Stock und Stein, immer am Fluss entlang. "Ich bin doch Steinbock" erklärt mir mein 4-jähriger und klettert behende über Wurzeln und Felsen. Ich bin froh, dass ich ihm hohe Wanderstiefelchen angezogen habe und turne hinterher. An schwierigen Stellen nimmt Lasse, was sonst so garnicht seine Art ist, vertrauensvoll die Hand unseres türkischen Begleiters und lässt sich helfen. Nach der Kletterpartie werden wir mit einem Bad in einem natürlichen Becken, das der Fluss bildet, belohnt. Das Wasser ist eiskalt und die Haut prickelt. Ich mache endlos Fotos von den wie von Riesenhand verstreuten gigantischen Felsbrocken. Was ich noch nicht weiß: die letzten 2 Filme sind komplett nicht belichtet :-(( Am berührendsten ist jedoch der Abschied: wir sind die ersten, die gehen müssen. Alle haben sich am Taxi versammelt, es wird sich gedrückt und versprochen, e-mails zu schreiben und Fotos zu schicken. Die Kids rennen noch bis zur Straße hinter dem Taxi her. So viel ist sicher: wir werden im nächsten Jahr wieder kommen und die fehlenden Bilder mit neuer Kamera nachholen! Und noch etwas fällt mir nun auf: ich habe mich 2 Wochen lang um nichts gekümmert und doch hat alles reibungslos funktioniert. Herzlichen Dank Christiane und Ruhsar!